Aussenseiter, Artbrutisten, Autodidakten und Amateure, Volkskünstler, Visionäre, Vergessene und Verrückte: 25 Porträts
Eugene von Bruenchenhein
* 1910, MARINETTE, WISCONSIN, + 1983, MILWAUKEE, WISCONSIN
“Der wirkliche Künstler, einer, der so wie ich aus dem Nichts kommt, der keine Unterweisung in der Kunst braucht, ist gezwungen, in zwei Welten zuleben. Ich muß auf meiner Seite des Lebens bleiben, während die große Mehrheit auf ihrer Seite lebt.”
Eugene Von Bruenchenhein
Als Eugene Von Bruenchenheins zahllose Kunstwerke kurz nach seinem Tod im Januar 1983 in seinem Haus in Milwaukee entdeckt wurden, mußten wir, um Raum für diesen außergewöhnlichen Fund zu schaffen, unsere Vorstellung von Sehen und kreativem Prozeß neu überdenken und erweitern. Zäh und beharrlich und eigentlich völlig isoliert schuf Von Bruenchenhein in über vierzig Jahren Tausende von Kunstwerken: Fotografien, Gemälde, Plastiken aus den verschiedensten Materialien, Musikinstrumente, Gedichte und Prosa. Für diesen Schatz machte der Künstler sein bescheidenes Heim zu einem Reliquienschrein. Das bunt angestrichene und mit Architekturornamenten versehene Haus Nr. 514, South 94th Place (das heute leider nicht mehr existiert) wurde bewacht von maskengleichen riesigen Statuen zwischen den Fliederbüschen im Garten. Drinnen glichen die exotisch bemalten und beklebten Wände einem regelrechten Schrein, der die Frucht der grenzenlosen Phantasie des Künstlers barg.
Von Bruenchenhein wurde im Jahre 1910 geboren, und die Stationen seines Lebens (normales Elternhaus, zehnjährige Schulbildung, Jobs in Gewächshaus und Blumenladen und einer großen Bäckerei) passen kaum zu der gängigen Vorstellung davon, wo herausragende Kunst ihren Ursprung hat. Zu der Zeit seiner Eheschließung im Jahre 1943 begann Von Bruenchenhein, Fotos von seiner jungen Frau Marie zu machen, und…