Friedemann Malsch
Eugen Schönebeck
Zeichnungen und Bilder 1960 – 1963
Galerie Jule Kewenig, Köln-Frechen, 12.9.1987 – 7.11.1987
Wie war das damals in den fernen Zeiten der sich dem Ende zuneigenden Epoche der Avantgarden? In unseren Zeiten der hemmungslosen Ausschlachtung historischer Sprachen und ihrer Grammatiken, in den Zeiten einer ungezügelten und, wie es scheint, zuweilen auch ziellosen Ironisierung aller Ordnungsmodelle – da kommt es einen manchmal schon nostalgisch an. Sicher, einer der großen Trends war schon damals die Rücknahme der gestaltenden Hand des Künstlers aus dem Entstehungsprozeß des Kunstwerks, jener Zug zur »Objektivierung« der Kunst. Aber zugleich ist es auch eine, wenn nicht gar die letzte große Zeit der Versuche, Kunst als Existenzform zu begreifen und sein (des Künstlers) Leben entsprechend darauf auszurichten. Eine Zeit der letzten emphatischen Bemühungen, Empfindung und Ausdruck idealisch miteinander zu vereinen: COBRA, Spur, Wir, Situationisten, auch noch Wols, Pollock, Mathieu – und in Berlin die Autoren der beiden Manifeste des pathologischen Wahns, »Pandämonium I und II«, Georg Baselitz und EUGEN SCHÖNEBECK.
»Zur Peinlichkeit! Mit einer endlichen Wahrheit im Erguß.« In der Tat, diese Worte drängen sich in die Erinnerung, wenn man die kleine Ausstellung durchschreitet, die Jule Kewenig in den Räumen ihrer Galerie mit Arbeiten eben jenes Schönebeck eingerichtet hat. Ein eindringliches Wiederauftauchen einer Zeit, in der es noch möglich war, mit einer in ihrem Ernst heute kaum mehr glaubhaften Naivität verneinende Gesten mit strömender Lebenssehnsucht zu verbinden. »Bei uns ist die Blasphemie!« – welch ein energetisches Wollen hinter dieser provozierenden Formulierung! Doch durch wie viele Enttäuschungen und Ohnmächten…