53. BIENNALE VENEDIG: Länderpavillons
Estland: Kristina Norman – After War
Kurator: Marco Laimre / Ort: Stadtraum: Palazzo Malipiero, San Marco 3079
Kristina Norman – „After War“
40 Jahre lang stand der „Bronzesoldat“ auf einem Platz im Zentrum der estnischen Hauptstadt Tallinn. Ein wichtiges Denkmal sowohl für die estnische Bevölkerung, als auch für die in Estland lebende russische Minderheit: Für die einen ist er ein Symbol der Sowjetischen Besatzung, der Repression und Massendeportationen, für die anderen symbolisiert er den Sieg über die Nazis und ist Wahrzeichen ihrer russischen Identität. Dass ein und dasselbe Denkmal mit dieser paradoxen Doppelbedeutung belegt werden kann, ist Zeichen der Spaltung der estnischen Gesellschaft, die sich bis heute nicht über eine gemeinsame kollektive Erinnerung definiert. Welch ein Konfliktpotenzial diese Tatsache birgt, wurde deutlich, als die Skulptur 2007 von der Estnischen Regierung an einen neuen Standort versetzt wurde. Die russisch-sprechende Minderheit verstand dies als direkten Affront und reagierte mit zwei Nächten gewalttätiger Krawalle. In ihrer fünfteiligen Installation „After War“ (durchaus korrekt als Nach-Krieg zu übersetzen) reflektiert Kristina Normann dieses Ereignis mit historischem Filmmaterial, Dokumentarvideos der Krawallnächte und Aufnahmen einer künstlerischen Aktion vor Ort.