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Titel: 58. Biennale Venedig - Länderbeiträge Stadtgebiet · von Susanne Boecker · S. 362 - 363
Titel: 58. Biennale Venedig - Länderbeiträge Stadtgebiet ,

Estland

Kris Lemsalu

Birth V – Hi and Bye

Kommissar: Centre of Contemporary Arts of Estonia
Kurator*innen: Andrew Berardini, Irene Campolmi, Sarah Lucas, Tamara Luuk
Ort: c /o Legno & Legno, Giudecca 211

Die beiden korpulenten Damen scheinen bereit für einen Bootsausflug in die City. Sie sitzen schon in einem kleinen Ruderboot und winken dem Entgegenkommenden fröhlich mit ihren vielen Armen zu. Bei sich tragen sie massenweise Schlüssel, mit denen sie sich wahrscheinlich Zutritt in alle Palazzi Venedigs verschaffen können. Auf ins Abenteuer – YESS! scheinen sie aus geöffneten Schamlippen zu rufen, denn ihre Köpfe haben die Form weiblicher Genitalien.

Mit ihren verrückten und überbordenden Installationen und Performances macht Kris Lemsalu (geb. 1985) Kritiker regelmäßig sprachlos. Manche bekommen regelrechte Schnappatmung bei dem Versuch, die ungezähmte Kreativität der estnischen Künstlerin in den Griff zu kriegen. So überschrieb das Mousse-Magazine einen Artikel über Lemsalu: Punk Pagan Trickster Feminist Sci-Fi Shaman. Das trifft es eigentlich ziemlich gut.

Birth V – Hi and Bye nennt Kris Lemsalu ihren Bi-ennale-Beitrag über den Kreislauf von Geburt, Leben und Tod – verkörpert von riesigen Vulven aus bunt glasierter Keramik. Die Installation ist um den mitten im Raum stehenden Pfeiler angeordnet. An seinem Fuß stehen vier Wasserbecken, aus denen jeweils eine Vulva emporsteigt. Unterstützt wird dieser Geburtsvorgang von vielen helfenden Händen. Diese stützen das neu geborene Geschöpf auch auf seinem weiteren Lebensweg. Auf der mittleren Ebene sehen wir das erwachsene Vulva-Wesen. Breitbeinig und rosig frisch steht es da und feiert das Leben mit Alkohol, Autos, Musik und Sport. Irgendwann geht dieses Leben zu Ende….

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