Christian Huther
Esra Ersen
»Ist das Leben nicht schön?” (Kapitel 1)«
Kunstverein Frankfurt/Main, 5.4. – 5.6.2006
Kunst ist manchmal ein Video, manchmal ein Gemälde und manchmal auch ein Café”. Das sagt Chus Martinez und meint damit verschiedene Arten der Kunstpraxis. Darunter fällt auch Kunst, die nicht mehr wie Kunst aussieht. Etwa das Café, das aus einem langen, hellen Tisch besteht und damit beinahe eine große Skulptur ist, wie Martinez sagt. Die 33-jährige Spanierin ist seit kurzem die erste Direktorin des Frankfurter Kunstvereins und krempelt jetzt das 1829 gegründete Institut gründlich um. Zuvor hatte sie in Barcelona, Tübingen, Berlin und New York studiert; nach verschiedenen Arbeitsstationen leitete sie zuletzt den Kunstraum “sala rekalde” in Bilbao. Martinez hat die Nachfolge des jetzt in Köln und Rotterdam tätigen Nicolaus Schafhausen angetreten. Erste Äußerungen von Martinez lassen hoffen, dass sie ihren Fokus nicht nur auf Videokunst legt, wie das Schafhausen bis zu einer gewissen Ermüdung gemacht hat.
Für Martinez steht die Vermittlung von Kunst im Zentrum ihrer Arbeit: “Das Publikum hat immer recht, wenn es die Kunst nicht versteht; wir haben die Aufgabe, uns zu erklären.” Mit dieser sympathischen Forderung rennt sie offene Türen ein; an der erfolgreichen Umsetzung wird sie aber auch, nach der üblichen Schonfrist, gemessen werden. Die erste Form ihrer Kunstpraxis, das Café, wurde von den baskischen Künstlern Gorka Eizagirre und Xavier Salaberria gestaltet. Martinez plant zudem zwei Gastateliers und ein Diskursforum namens “Speaking of others”. Und die Selbstbefragung der Institution ist ihr so wichtig, dass sie diese plakativ im Eingangsbereich…
