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Titel: Künstler als Kuratoren: 9. Berlin Biennale · von Susanne Boecker · S. 238 - 263
Titel: Künstler als Kuratoren: 9. Berlin Biennale , 2016

ESMT

Das ehemalige Staatsratsgebäude am Berliner Schlossplatz wurde Anfang der 60er-Jahre als Amtssitz der DDR-Führung errichtet. Ein moderner, geradliniger Bau im sachlichen Stil der Zeit, in dessen Fassade repräsentative Teile der alten Stadtschlossfassade integriert wurden. Das hohe und weiträumige Foyer wird dominiert von einem sozialistischen Fensterbild von Walter Womacka. Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz und beherbergt die ESMT European School of Management and Technology.

Mit seinen Widersprüchen und historischen Brüchen ist das ehemalige Staatsratsgebäude zweifellos ein Ort, der „einen Hauch von der ‚Paradessenz’ (Paradox + Essenz) unserer Zeit verströmt“ – wie es sich das Kuratorenquartett der 9. Berlin Biennale für die Präsentation der Kunst gewünscht hatte. Leider ist dies im Falle der Arbeiten von KATJA NOVITSKOVA gehörig schief gegangen. Was allerdings weniger am Ausstellungsort, als vielmehr an der dort gezeigten Kunst liegt. Die aus Estland stammende Künstlerin hat für die Biennale drei skulpturale Objekte produziert. Technisch handelt es sich um sogenannte Cutouts – Fotografien und Grafiken, die auf auf transparenten Kunststoff aufgedruckt sind. Eines der zweidimensionalen Objekte steht im großen Foyer auf dem hochglänzend polierten Fußboden. Kleine Flammen umzüngeln ein Geweih mit zwei langen, spitz zulaufenden Hörnern. Man könnte das Arrangement glatt übersehen – so verloren wirkt es in dem hohen, durch die weite Fensterfront zum Garten hin geöffneten Raum. Ein zweites, vor dem Aufgang zur Cafeteria platziertes Ensemble wirkt nicht minder verloren. Im ersten Obergeschoss findet man vor dem zentralen Erker noch ein drittes Exemplar von „Neolithic Potential“. Man denkt an Jagdtrophäen und Buschbrände – stellt aber nur schwerlich den…

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