Martin Pesch
“Es grünt so grün …”
Bonner Kunstverein, 28.7. – 13.9.1998
Betritt man den Bonner Kunstverein, lachen einem von der gegenüberliegenden Wand Äpfel an, üppig in leuchtendem Grün, Gelb und Rot. Vor Leben strotzend hängen sie am Stengel, umkränzt von Blättern des Baumes. Tritt man näher an dieses Gemälde von Karin Kneffel heran (“F XLV”, 1997), geraten die Proportionen durcheinander. Riesig groß sind die Früchte in übernatürlicher Perfektion abgebildet. Fast möchte man meinen, daß sie einem erhaben gegenüberstehen, die Sinne und das Fassungsvermögen der Vernunft übersteigend. Aber davor schreckt man zurück, denn Äpfel dieser Art, vollkommen wie sie die Malerin hier zeigt, müssen Produkte der Biotechnologen sein, die auf Veranlassung des Handels, der von der strengen Auslese der Verbraucher nach ästhetischen Gesichtspunkten am Obstregal weiß, die schönsten Früchte herzustellen haben. Und schon gebricht es der Erhabenheit, was bleibt ist Kneffels an sich selbst labende Malerei.
“Es grünt so grün …”, die von Annelie Pohlen zusammengestellte Schau, unternimmt den Versuch, die Auseinandersetzung mit der Natur in der neueren Kunst zu zeigen. Ein großes Thema, das in die Reihe des Hauses “Über Leben” und “Die Berechenbarkeit der Welt” gehört. Hat die gleichzeitig konzipierte, in Münster und Darmstadt gezeigte Ausstellung “Nach der Natur” den Kontakt zwischen Kunst und Wissenschaft gesucht, geht es in Bonn um die Repräsentation von Flora und Fauna. Auch in diesem Sinn bleibt man an die Geschichte des Hauses gebunden, denn das Gebäude des Kunstvereins war einst eine Blumengroßmarkthalle.
Und Blumen gibt es unter den Werken der 21 teilnehmenden Künstler einige zu sehen….