ANGELA GRAUERHOLZ:
»Es geht mir schon immer um die Fotografie – aber mehr als eine konzeptuelle Abbildung von etwas anderem«
EIN GESPRÄCH VON SUSANNE BOECKER
Die in Kanada lebende deutsche Fotografin Angela Grauerholz, geboren 1951 in Hamburg, besetzt eine sehr eigene Position im Bereich der künstlerischen Fotografie. Ihre Bildproduktionen, die man hierzulande erstmals 1993 auf der Documenta IX in Kassel und zwei Jahre später im Kunstverein Hannover kennen lernen konnte, loten die (Un)tiefen des Mediums Fotografie in ungewöhnlicher Weise aus. Obgleich von enormer sinnlicher Anmutung, sind ihre Arbeiten vom Ansatz her konzeptuell. Im Zentrum steht der sehr “fotografische” Komplex von Zeit, Gedächtnis und Erinnerung, den Angela Grauerholz auf subtile Weise und mit genuin fotografischen Mitteln einkreist. Parallel dazu untersucht sie –wenn gleich dieses Wort eine Wissenschaftlichkeit suggeriert, die ihrer eher poetischen Arbeitsweise widerspricht – die Beziehungen zwischen Bildern; in ihren jüngsten Arbeiten konzentriert sie sich auf das Verhältnis von Bild und Betrachter. In dem Bewusststein, dass das Erleben fotografischer Bilder sich nicht im Erfassen des vordergründigen Sujets erschöpft, sondern auf mehreren Ebenen ablaufen kann, entwickelt sie ganz spezielle Formen der Bildpräsentation.
Susanne Boecker: Wie kamen Sie zur Fotografie – Sie haben ursprünglich in Hamburg Design studiert?
Angela Grauerholz: Ja, anschließend bin ich nach Montréal gegangen, wo ich heute an der Université du Québec à Montréal immer noch Design unterrichte. Lange habe ich auch selber Design gemacht, hatte mein eigenes Studio, habe über viele Jahre einen Buchladen und Informationscenter für aktuelle internationale und kanadische Kunst betrieben – die Fotografie lief da eigentlich nur so nebenher….