Peter Funken
Erwin Wurm
»Bei Mutti«
Berlinische Galerie – Landesmuseum Berlin, 15.4. – 22.8.2016
Mitte der 1990er Jahre, Erwin Wurm begann gerade seine steile Karriere, verbrachten wir einen Abend beim Heurigen in einer Weingasse des Wiener Vororts Stammersdorf. Wurm zitierte damals einen Satz des Literaten Andreas Okopenko: „Ich stamme aus Strebersdorf und strebe nach Stammersdorf!“, der damals übertragen auch für ihn gelten konnte, denn Wurm stammt aus der Provinzstadt Bruck a.d. Mur und strebte, wie sich zeigen sollte, via Wien in die große, weite Welt, wo er mittlerweile angekommen ist. Ausstellungen in Tokyo, London, L.A., Peking, Genf oder Barcelona, Spitzenplätze in den Hitlisten der internationalen Kunst belegen dies – und jetzt findet eine Übersichtsausstellung des 60jährigen in der Berlinischen Galerie statt: „Bei Mutti“ und Wurm fügt hinzu: „in Deutschland“, womit er auf die mächtige Frau im Kanzleramt anspielt, die unweit entfernt des Museums ihre Politik macht. Und ebenfalls in der Nähe findet mit „Störzone“ die Retrospektive eines älteren, anders erfolgreichen Österreichers im Gropius-Bau statt – die von Günter Brus, der mit Blut, Urin und Kot um sich warf in den frühen 1960ern, ungemein skandalös im katholischen Austria der Nachkriegsära und gefährlich für ihn, dass er aus Wien nach Berlin ins Exil ging. Heute wird der damals Verhaßte im Alpenstaat geehrt und hat ein eigenes Museum. So unterschiedlich können Künstlerkarrieren gutgehen, es ist schon seltsam, wie sehr sich Zeiten und Künstler ändern.
Die Berliner Wurm Ausstellung beginnt mit einer besonderen Skulptur, es ist ein original großes Haus samt Dach, Balkon und allem, was man…
