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Ausstellungen: München · von Cornelia Gockel · S. 303 - 304
Ausstellungen: München , 2010

Cornelia Gockel
Erwin Wurm

»Die Last der Verzweiflung«
Kunstbau Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 17.10.2009 –31.1.2010

Nase bohren, Zunge rausstrecken oder die Hand in den Hosenschlitz stecken – all das sind Bewegungen, die wohl jeder für sich allein schon einige Male durchgeführt hat. Ganz anders fühlt es sich jedoch an, wenn man diese Handlungen auf einer großen fleischfarbenen Bühne im Kunstbau des Lenbachhaus vor den Augen des Ausstellungspublikums vorführen soll. Verständlich, dass nicht jeder Lust dazu hat, den Anweisungen von Erwin Wurm für die „Leibesübungen“ zu folgen. Der Künstler bringt den Ausstellungsbesucher damit in eine verzwickte Situation: spielt man mit, macht man sich möglicherweise zum Idioten, verweigert man sich den Handlungsanleitungen, ist man raus aus dem Spiel.

Die Auseinandersetzung mit dem lächerlichen Menschen zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk des österreichischen Künstlers und seiner Ausstellung im Kunstbau. Er lotet die Grenzen eines selbstbestimmten Lebens in einer von Zwängen und Konventionen geprägten Gesellschaft aus. Doch Wurm kommt bei seiner gesellschaftskritischen Analyse nicht mit dem erhoben Zeigefinger daher, sondern bedient sich bissiger Ironie. So lässt er geistliche Würdenträger auf Fußballfeldern knien, hochbezahlte Models mit banalen Alltagsgegenständen jonglieren und angesehene Unternehmer mitsamt Anzug bauchhoch im Wasser stehen. Zuweilen stößt er dabei an die Grenzen des guten Geschmacks, etwa in der mehr als 5-minütigen Publikumsbeschimpfung in seinem Video „Rede zur Lage der Nation“, oder in den „44 Anweisungen für eine soziale Skulptur“, bei denen er aufgeklärte Bildungsbürger in einer Sonderbeilage der „Zeit“ zu politisch unkorrektem Handeln aufforderte. Dass er die Kunden der angesehenen Hamburger…



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