Rainer Unruh
Erwin Wurm
»Das lächerliche Leben eines ernsten Mannes, das ernste Leben eines lächerlichen Mannes«
Deichtorhallen Hamburg, 27.4. – 2.9.2007
Die einen stecken, von heiter gestimmten Zuschauern ermuntert, ihr Bein durch ein Loch in der Rückseite eines grünen Sofas und lassen sich fotografieren. Die anderen stehen fasziniert vor einem Haus, das wie ein Meteorit vom Himmel gefallen zu sein scheint und sich den Besuchern in bedenklicher Schräglage präsentiert. Es wird viel gestaunt und noch mehr gelacht in dieser Ausstellung, und wenn es noch eines Beweises bedürft hätte, dass zeitgenössische Kunst auch komisch sein kann, dann liefert ihn Erwin Wurm in dieser großartig inszenierten Hamburger Retrospektive.
Man fühlt sich in der von Zwischenwänden befreiten, 3500 Quadratmeter großen Halle ein wenig wie auf einem Abenteuerspielplatz. Es gibt kein Leitsystem, das den Besucher an die Hand nimmt und ihn durch das Werk des österreichischen Künstlers schleust. Irgendwo fängt man an und ist gleich gefangen. Kaum jemand, der nicht dem surrealen Charme und absurden Humor des in Wien lebenden Künstlers erliegt. Weiß und rund und aufgebläht steht das „Fat House“ in der Nähe des Eingangs. Im Inneren der Zuckerbäckerphantasie läuft ein Video: Das Haus spricht durch einen animierten Mund. Es ergeht sich in einerseits tief schürfenden und andererseits ziemlich verschrobenen Reflexionen darüber, ob es zugleich ein Haus und ein Kunstwerk sein könne. So ähnlich dürfte es klingen, wenn in der „Sendung mit der Maus“ der ontologische Status von Kunst erklärt würde. Selbst Besucher, die vermutlich nie auf den Gedanken kämen, ein Buch zur philosophischen Ästhetik zu…