Peter Nesweda
Erwin Wurm
»One Minute Sculptures«
Kunsthaus Bregenz, 30.1. – 5.4.1999
Fonds régional d`art contemporain de Bourgogne, Dijon, 17.4 – 29.5.1999
CAN Centre d`art Neuchatel, 2.5 – 20.6.1999
Die Suche nach den Formen ist nur eine Suche nach der Zeit. Gibt es jedoch keine beständigen Formen, so gibt es überhaupt keine Formen mehr. Man könnte denken, daß es sich auf dem Gebiet der Formen wie auf dem der Schrift verhält: Wenn man sieht wie ein Taubstummer sich ausdrückt, bemerkt man, daß sein Mienenspiel und seine Gestik schon Zeichnungen sind und man denkt automatisch an den Übergang zur Schrift, wie er noch heute in Japan gelehrt wird, wenn zum Beispiel der Lehrer den Schülern Gesten vorführt, die dann von diesen kalligraphiert werden müssen.” Diese Sätze von Paul Virilios “Ästhetik des Verschwindens” scheinen den Kern von Erwin Wurms Untersuchungen des Begriffs “Skulptur” zu treffen, wie er sie am Beginn eines dreiteiligen Ausstellungszyklus im Kunsthaus Bregenz demonstriert. Wurms Zeichnungen sind “Gebrauchsanweisungen”, die dem Ausstellungsbesucher sowohl die Möglichkeit eröffnen, sich sämtliche Skulpturen im Kopf “nachzudenken”, als auch unter Zuhilfenahme der vorhandenen Requisiten selbst zu temporären Skulptur zu werden. Wem das nicht reicht, der kann sich an Hand von Videos, die der Künstler bei der Eröffnung mit engagierten Akteuren aufnahm, darüber informieren, wie die “One Minute Sculptures” aussehen. Nichts geht aber über den “Erkenntnisgewinn”, den man erreicht, wenn man selbst auf ein Podest klettert, die Luft anhält und über Spinoza nachdenkt wie das “Schlüsselwerk” der Ausstellung empfiehlt. Ähnliches steht auch dem Fotografen Ridge Forrester ins Haus, der…