Heinz-Norbert Jocks
Immer schneller schreitet die Technik in ihrer Innovationssucht voran. Mit ihr wandelt sich der Phänotyp unserer flexiblen Kultur. Der neueste Schrei, der sich seit Jahren ankündigt, wirft traditionelle Grenzen über den Haufen, reizt technische Errungenschaften bis zur Übertreibung aus und verändert Innen- wie Außenambiente aufs effektvollste und effektivste, aber auch unsere davon überraschte Phantasie.
Diese ist überfordert, wenn sie sich auf einmal unerwartet und unvorbereitet mit dem, wozu die neuen Technologien imstande sind, konfrontiert sieht. Um das weite Feld computergesteuerter Supermedien besser einzuschätzen, bedarf es also einer sinnvollen Gliederung anhand einer einleuchtenden Präsentation, die einmal den gesamten Stand des optisch Möglichen anklingen läßt und durchspielt. Die “Visionären Erscheinungen aus dem Jetzt”, so der Titel einer in vieler Hinsicht bemerkenswerten, aber nicht ganz unbedenklichen Ausstellung, wurden dem Düsseldorfer Kunstmuseum vom BMW-Kulturprogramm angeboten und nach eingehender Tauglichkeitsprüfung übernommen. Die Schau greift verspielte, weitsichtige bis umfassende Tendenzen auf, wie sie als “Technologische Instrumentierung in Musik, Design, Architektur oder Kunst” sichtbar werden. Liebevoll, fortschrittsgläubig, ohne Ironie und produktive Skepsis, zudem getrieben von der Lust am Spiel und ohne auch nur im Ansatz auf die Kehrseite der Medaille zu verweisen, tasten sich die Ausstellungsmacher und Überflieger der Szene durch das Dickicht technologischer Vielfalt an die elektronischen Medien und deren Eingang in die jetzige und zukünftige Praxis heran. Zeigend statt aufklärend, bejahend statt auch zu verneinen.
Alles in allem stellt sich “die durch die technischen Medien hervorgebrachte Kunst als eine in vieler Hinsicht radikal andere als die Kunst davor” (Peter Weibel) dar. Wir haben es also auch…