Christian Huther
Erró / Gabríela Fridriksdóttir
»Porträt und Landschaft / Crepusculum«
Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main, 6.10./29.9. – 8.1.2012
Ein einladendes Bild. Auf sechs Quadratmetern Leinwand wimmelt es nur so von feinsten Lebensmitteln wie Obst, Käse, Wurst, Fisch, Gemüse, Kuchen und Naschereien. Im Vordergrund schön drapiert auf Tellern und Schüsseln, weiter hinten in marktschreierischen Dosen und Schachteln verpackt. Der Himmel ist nur als winziger Streifen zu erahnen. Doch je länger man die Speisen anschaut, desto mehr wird man ihrer überdrüssig, befällt einem fast ein Ekel vor der bedrängenden Fülle, die keiner vor dem Verfallsdatum essen kann.
Dieses Umschlagen der Gefühle ist ganz im Sinne des Künstlers: „Ich mag es, mehrere Sinnesempfindungen zur gleichen Zeit zu haben. Etwa ein Bein in kaltem Wasser, das andere in heißem Schlamm. Mit einer Hand zu malen, mit der anderen meine Frau anzufassen, eine Durian zu essen (thailändische Frucht, die den Geschmack und die Eigenart feinster Gänseleberpastete mit dem Geruch von sehr strengem Münsterkäse verbindet). Mit jedem Ohr verschiedene Musik hören; in einem Nasenloch den Duft exotischer Blumen, im anderen etwas frische Brise vom Atlantik zu spüren.“
Als Erró dies 1975 schrieb, hatte er schon ein Jahrzehnt seine wesentlichen Arbeitsprinzipien in mehreren Bildserien entfaltet. Ein Jahr nach dem ersten Aufenthalt in New York 1963 malte er das oben beschriebene „Foodscape“, wohl auch unter dem Einfluss von US-Comics und Werbung. Nichts deutet also darauf hin, dass Erró 1932 in Island geboren wurde; schon seit 1958 lebt er, nach vielen Reisen, in Paris. Freilich gilt er als bekanntester Künstler der arktischen Insel. Die…