Ernst Hermanns, Plastiken 1960-1983
Städtische Galerie im Lenbachhaus München
Plakate mit einer Plastik von Ernst Hermanns schmückten lange Zeit Münchner Litfassäulen. Auf einer Grundfläche von 126 x 90 cm ‘stand’ da eine Kugel mit einem Durchmesser von 40 cm und eine Halbkugel doppelten Ausmaßes. Beide sind aus Stahl. Dieses Plakat stach nicht nur wegen seiner hohen Druckqualität ins Auge, – es war ein Vierfarbendruck, trotz der schwarz-weiß Wirkung -, sondern unterbrach das bunte Einerlei der Plakatwelt mit bestechender Präzision und Brillanz. Darüberhinaus irritierte es trotz der Einfachheit der Körper und der Klarheit der Konturen dadurch, daß diese Kugel fest fixiert und doch gleichzeitig in Bewegung schien. Der Lichteinfall war so gut ausgenutzt, daß er dieses fiktive Drehmoment noch verstärkte. Die große ‘Scheibe’ der Halbkugel hingegen wirkte auf dem Plakat wie ein Riesenreflektor, der äußerst labil verankert ist. Kugel und Halbkugel füllten auf diese Weise die Gesamtfläche, obwohl sie realiter nur in der unteren Hälfte vorhanden waren. “Die Leere wird sichtbar” hat G. Boehm zu einer anderen Plastik im Werkverzeichnis geschrieben.1) In diesem Fall sind es vertikal und diagonal ausgerichtete Kraftfelder, bei deren Zusammentreffen im leeren Raum wir fast eine Blitzentladung erwarten.
Bei einem anderen Blick auf die Skulptur verändern sich auch die intendierten fiktiven Bewegungen. Boehm1) nennt solch eine Plastik “dialogisch”, weil zwei dominierende Körper auf einer Grundfläche eine Fülle von Beziehungen eingehen.
Mit dieser Arbeit befinden wir uns mitten in einer Hauptphase des Schaffens von Ernst Hermanns. Es hat sich in seltener Konsequenz entwickelt, wenn auch nicht, wie oft erwartet, linear zu einem…