CLARA WEYERGRAF
ERNST HERMANNS
EINIGE ANMERKUNGEN ZU DEN FORMALEN PRINZIPIEN, DIE ERNST HERMANNS IN SEINEN PLASTIKEN ANWENDET.
1953 datiert eine Plastik von Ernst Hermanns mit dem Titel ‘Im Rhythmus’ (Abb. 1). Heterogenste Formelemente sind auf einer Platte zu einer räumlich kompositorischen Einheit zusammengestellt. Das tertium comparationis der heterogenen Bestandteile des plastischen Ensembles besteht in der Instabilität, die alle Formen, sofern man sie vereinzelt betrachtet, kennzeichnet. Es ist jedoch nicht die Instabilität der Einzelformen, die die Wirkung des plastischen Ensembles bestimmt. Die Gesamtkonstellation zeichnet sich im Gegenteil durch ästhetische Stabilität aus. Diese die Gesamtkonstellation kennzeichnende Eigenschaft wird allerdings erst in ihrem Spannungsverhältnis zur Instabilität der Einzelformen bemerkenswert. Dem Inhalt der Wahrnehmung folgend, ist der von Hermanns vollzogene Kompositionsakt zu rekonstruieren als Balance von an sich instabilen plastischen Formen mit dem Ergebnis einer harmonischen, stabilen plastischen Ganzheit. Die Abstände zwischen den einzelnen Formelementen, sowie damit verbunden die Größe der Platte, auf der sie zusammengeordnet sind und die legitimerweise als Kompositionsebene bezeichnet werden könnte, spielen für die kompositorische Kalkulation eine entscheidende Rolle.
Interessant an der frühen Plastik von Ernst Hermanns ist die Rahmenkonstruktion. Als Rahmen fungieren die drei senkrechten Stäbe links und die steil schräg gestellten Stäbe rechts. Dieser den Sachverhalt einer plastischen Einheit akzentuierende Rahmen wurde in der Plastik von 1953 wahrscheinlich deshalb notwendig, weil, wie bereits erwähnt, sehr unterschiedlich stereometrische Formen kombiniert sind, die durch ihre dezidiert unterschiedlichen formalen Qualitäten dazu tendieren, sich als eigenwertig aus dem Gesamtkontext zu isolieren.
Die formale Heterogenität und tendenzielle Eigenwertigkeit der Einzelformen wird von Hermanns im Verlauf der Werkentwicklung…