SUSANNE BOECKER
Ermittlungen in Sachen Kunstkritik
In diesem Jahr ging es auf der Art Cologne nicht nur um die Kunst, sondern auch um die Kritik an derselben. Während sich die Massen in den Hallen neugierig und schaulustig auf zwei Etagen durch 260 Kojen schoben (auch in diesem Jahr zählte die Messe während ihrer fünftägigen Laufzeit 65.000 Besucher), tagte in einem Nebensaal ein kleiner Kreis von Insidern. Die “Kritikerinitiative Rheinland” hatte dem “Fall Kunstkritik” zur Verhandlung ausgerufen. Dabei ging es nicht um präzise Vorwürfe. Anlass war vielmehr der Verdacht des latenten, von der Entgrenzung des Kunstbetriebs begünstigten, um sich greifenden Machtmissbrauchs seitens der Kritiker. Wie sei die neue Rolle des Kritikers zu sehen – “zwischen Kurator, Konkurrenz und Kapital”? Und welche Strategie bilde dem gegenüber die Gegenseite aus, “die Opfer der Kritik: Künstler, Kuratoren, Museen, Institutionen, Sponsoren”? Diese Fragen sollten im Rahmen eines zweitägigen Symposiums in Form von Vorträgen und Diskussionsrunden erörtert werden. Wobei die vier Referenten sich dem Gegenstand der Verhandlung auf sehr unterschiedliche Weise annäherten: Hanno Rauterberg monierte das uneindeutige Rollenspiel des Kritikers im zeitgenössischen Kunstbetrieb und forderte Mut zum distinktiven Verhalten, Dietrich Diederichsen untersuchte die Gründe für die Schwäche der Kunstkritik in den Feuilletons und Marius Babias definierte die aus seiner Sicht heutige Aufgabe der Kritik. David Galloway schließlich berichtete leider nicht über das angekündigte Thema “Europa – Amerika: Kunstkritik im internationalen Vergleich”, sondern beschränkte sich auf die Darstellung der Geschichte der amerikanischen Zeitschriften “Art News”, “Art in America” und “Artforum”.
Im weitesten Sinne ging es also um Kritik an…