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Titel: Die Kunst der Selbstdarstellung · von Paolo Bianchi · S. 40 - 45
Titel: Die Kunst der Selbstdarstellung , 2006

Paolo Bianchi
Erkenne dich selbst !

Selbstdarstellung handelt von der Überwindung des Egos ohne Aufgabe des Selbst! Von dem, was einer ist, was einer hat, was einer darstellt.Unsere Welt ist eine inszenierte Realität. In diesem (Schau-)Spiel sind wir Figuren. Dabei kommen wir ohne Rollen nicht aus. Statt nach der Übereinstimmung mit bekannten Identitäten zu suchen, forscht der Band «Die Kunst der Selbstdarstellung» nach der Wirksamkeit der Selbstgestaltung, denn es ist eine Tatsache, dass Menschen sich darstellen. Mit diesem Akt kommt Subjektivität (nicht nur die grosser Persönlichkeiten, sondern jeder beliebigen Person) in die Lebenswelt und treibt sie um. Die Selbstdarstellung widerspiegelt zwar das Subjekt in der Welt. Sie will darüber hinaus als «performativer Akt» die Welt selbst in Bewegung versetzen. Das geschieht nicht damit, dass aus der Kunst eine entfesselte Maschine narzisstischer Selbstdarstellung gemacht wird, die bloss fortlaufend Werke produziert, sondern dadurch, dass die Kunst insgesamt als Werk erscheint. Das heisst auch: Sie gewinnt einen existenziellen Sinn. Treffend sagte Joseph Beuys: «Wir haben die Kunst noch nicht erreicht.»

Die KUNSTFORUM-Titelgeschichte beschreibt nebst der «Kunst der Selbstdarstellung» sowohl die Suche nach den «Künsten des Selbst» als auch nach dem «Kern des Selbst». Geschält wird eine riesige Zwiebel: Haut um Haut löst sich ab, bis am Schluss nicht Leere, sondern das Projekt «Leben» sichtbar wird. So wie sich im Begriff der Lebenskunst die Überwindung von Gegensätzen thematisiert, versucht die Selbstdarstellung die Trennung von Privatem und Öffentlichem, von Singulärem und Allgemeinem, von Individuellem und Sozialem aufzuheben. Auch die Spaltung des eigenen Selbst in ein erlebendes und…


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