Reinhard Ermen
Erinnerung an einen Irrtum
FRIEDENSDENKMAL ERRICHTET VON ANATOL HERZFELD
Mit dem Auto ist man von Kassel gut eine dreiviertel Stunde unterwegs, also auf der A 7 Richtung Bad Hersfeld, dann weiter auf der A 4 bis zur Ausfahrt Wildeck/Hohenburg. Von da aus immer weiter über die Dörfer, gut zehn Minuten auch durch die DDR nach Dippach, und am nächsten Grenzübergang, da wo sich Dippach (DDR) und Heringen (BRD) gegenüberliegen, ist der Ort des Geschehens: “Am 19.5.1990 wird hier um 10 Uhr “Erinnerung an einen Irrtum” Friedensdenkmal errichtet von Anatol Herzfeld” (sic), so die behelfsmäßige Beschilderung des im Entstehen begriffenen Monuments durch den veranstaltenden Heringer Kunstverein.
Anatols Denkmal ist bereits erkennbar; auf einem Steinhaufen liegt ein flacher Betonsockel, und auf dem wurde eine Pyramide aus dem hier sattsam bekannten Gitterzaun gesetzt. Unterstützt von zahlreichen Helfern, behindert von Schaulustigen und der Presse, wird noch Stacheldraht um die Pyramide gelegt, die von innen bepflanzt ist, weshalb Anatol vorsichtshalber noch einige Löcher in die Wände des Denkmals schlägt. Das Ganze soll von innen zuwachsen, deshalb holen die Kinder schon Wasser mit ihren Eimern, um das Monument zu begießen. Es herrscht eine volksfestartige Stimmung; der Bürgermeister von Heringen ist glücklich über die Öffentlichkeit, welche die Aktion seiner Gemeinde beschert: “Selbst mit Freibier hätte man samstags um zehn nicht so viele Leute hierher gekriegt.” Mittlerweile ist auch der “Leserservice” der Hersfelder Zeitung eingetroffen, das Geschehen wird durch den Lautsprecher kommentiert, Beethovens Sechste kommt aus der Konserve “Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande. Allegro ma…