Peter Killer
Erinnerung an eine Ausstellung oder die Diskretion der Außenseiterkunst
ÜBER FRITZ ROTH
Die Arbeiten von Fritz Roth (*1945), der in Wädenswil im Kanton Zürich lebt und arbeitet, entsprechen nicht unserer herkömmlichen Vorstellung von Außenseiterkunst. Dubuffet würde Fritz Roths Werke bestimmt als “offizielle Kunst” abtun. Peter Killer vertritt jedoch die Überzeugung, daß sie – dem oberflächlichen Registrieren zum Trotz – ins Gegenlager, zur – nach Dubuffet – “wahren Kunst”, gehören, und bedauert die Polarisierung in Außenseiterkunst und offizielle Kunst.
Im kleinen Kunstmuseum von Olten habe ich letztes Jahr die überregional, ja international beachtete Ausstellung “Copain Vincent – die Wirkung van Goghs auf die Schweizer Kunst” veranstaltet. Der Ausgangspunkt der Arbeit war die These, daß van Gogh in keinem anderen Land eine ähnlich starke und permanente Wirkung auf die Künstlerkollegen ausgeübt hat. Die Unablässigkeit der Auseinandersetzung mit “Copain Vincent” und die Vielfalt des Resultierenden habe ich aufgezeigt. Während der ganzen Vorbereitung beschäftigte mich auch immer wieder ein Aspekt, der in der Ausstellung nicht direkt zum Ausdruck kommen sollte: Van Gogh war ein Leidender (schon lange vor dem evidenten Ausbruch seiner Krankheit), ein Rothaariger, ein Verwahrloster, ein Habenichts, ein Maßloser, ein sich über gesellschaftliche Regeln Hinwegsetzender. Damals wie heute bezahlte man für eine solche Auffälligkeit und Unangepaßtheit einen hohen Preis. Aus van Goghs Briefen erfährt man nur beiläufig, aber doch deutlich genug, vom Leidensdruck, der aus der Disharmonie von Individuum und Kollektiv entstanden ist. Und nun ist der Verlachte und Verspotte zum Postkartenhelden geworden, der Erniedrigte zum Erhöhten, Verehrten. Der Pfeil, den uns Antonin…