Christoph Schenker
Erik Bulatov
Kunstverein, 2.5. – 5.6.1988
Kunsthalle Zürich, 15:1. – 28.2.1988
Frankfurter Portikus, 24.3. – 24.4.1988
In Zürich wurden von Erik Bulatov zwanzig Gemälde aus den Jahren 1971 bis 1987 gezeigt. Für Frankfurt wählte Kaspar König eine reduzierte Anzahl Bilder aus. In Bonn nun sind die Arbeiten Bulatovs gemeinsam mit Werken seines Kollegen, Landesgenossen und Freundes Ilya Kabakov ausgestellt. Die Zürcher Schau war Bulatovs erste Einzelausstellung überhaupt in offiziellem Rahmen. Sic wurde wohl hauptsächlich durch Beziehungen eines hohen Chefbeamter der Eidgenossenschaft möglich. Realisiert wurde sie von dessen Tochter der Kunsthistorikerin Claudia Jolles.
Ich will im folgenden nicht zu viel sagen, was auch andernorts nachgelesen werden kann (z. B. im Katalog, herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Parkett-Verlag, Zürich). Bulatovs Malerei wurde bis anhin von der westlichen Kunstkritik zumeist als ein “der Pop-artnaher Photorealismus” mißverstanden. Das liegt an ihrer allzu einseitig morphologischen Perspektive und an ihren allzusehr formalistischen Kriterien. Die Arbeiten von Bulatov scheinen mir hingegen vor allem konzeptuell und inhaltlich orientiert und begründet zu sein. Damit in Bezug steht der literarische Gestus, welcher allen diesen Werken eignet. Weit aufregender wirkt in der Tat doch die Konfrontation zumindest seiner Schriftbilder mit den Gemälden der 20er Jahre von René Magritte oder mit dem Oeuvre Marcel Broodthaers. Die Differenzierung in der Verschränkung von Bild und Wort steht hier im Dienste von epistemologischen Fragestellungen, die ins Bild eingebrachte Wortsprache ist mithin nicht Mittel ideologiekritischer Kommentare und ideologischer Überredungskünste – da ja “reine” Bilder nicht behaupten können – wie etwa bei Barbara Kruger.
Der Westeuropäer erwartet vom russischen…