Heinz-Norbert Jocks
Erich Wonder: Raum Szenen / Szenen-Raum
Entwürfe 1978-1985
Galerie Denise René Hans Mayer, Düsseldorf, 10.1.-15.2.1986
Der Bühnenbildner ist ein Künstler. Für Erich Wonder, um die Vierzig, österreichischer Herkunft, gilt das im besonderen Maße. Wer wie er Räume malt, bevor er sie bauen läßt, muß vom Ergebnis im Theater enttäuscht sein. Verleiht er seinen Gemälden doch ein ästhetisches, ja utopisches surplus, das vom Bühnenbildner in der Praxis kaum eingeholt werden kann: der Vorsprung des gemalten Bildes vor dem gebauten ist unübersehbar. Vergleicht man Wonders Mischung aus Bühnenbildkonzept und Malerei in der Galerie mit den tatsächlichen Bühnenbildern im Theater, stoßen zwei Welten aufeinander, zwischen denen allenfalls eine geheime Übereinkunft existiert, – nämlich der Wunsch nach mehr Bewegung. Betrachtet man die Bilder, hat man den Eindruck, daß Wonder nach einer Malweise sucht, die das zum Ausdruck bringt, wie er sich Theater vorstellt: Bilder als vitaler Wunschtraum. Was dabei geschieht, ereignet sich parallel zum Bühnenbild, drängt darauf, als autonome Bildwelt akzeptiert zu werden, macht zugleich sichtbar, wie lebendig Theater sein könnte. Wenn der Maler auch dem Auge des Betrachters die Wege vorzeichnet, muß er sie trotzdem erst finden und sich die Mühe machen, sie zu bestreiten: Ihm bleibt es überlassen, diese plötzlichen Farbausdehnungen, diesen Kosmos zusammenzufügen. Der Betrachter wird auf die Reise geschickt, fühlt sich ins Bild wie von einem starken Magneten hineingezogen. Dort stürzen die wilden Farbfluten auf ihn ein, und er fühlt sich so verlassen und verloren wie die kleinen Figuren, die der Maler in seine Gänge setzt. Dann weiß er plötzlich, daß…