JENS CHRISTIAN JENSEN
Erich Reusch
Über Erich Reuschs elektrostatische Objekte hat wohl Klaus Honnef als erster geschrieben anläßlich der Ausstellung in Aachen im ‘Gegenverkehr e.V.’, 1970. Er konstatierte, es ginge Reusch in diesen mit schwarzem Gasruß gefüllten Plexiglaskästen ‘um die exakte Definition kompakter Volumina’. Das läßt sich nur unterschreiben: Reusch ist Plastiker. Die scheinbar malerische Wirkung der wolkenartigen, streifigen oder hingerieselten Strukturen des schwarzen Pigments sind nicht Selbstzweck, nicht verspätete informelle freie Strukturierung mit anderen Mitteln, sondern dienen unmittelbar dem einen Ziel, das Reusch in so gut wie allen seinen seit 1954 geschaffenen Arbeiten beschäftigt, der Definition von Raum.
Reusch hat versucht, dieses Problem von ganz verschiedenen Seiten aus in den Griff zu bekommen. Er begann 1953/54 mit Plexiglasreliefs, deren wandparallele Flächen von Stahlstäben durchbrochen wurden, die aggressiv in den Raum vorstoßen. In dem Entwurf für ein Auschwitz-Denkmal (1957) verschmilzt nun endgültig der gelernte und bis 1963 praktisch tätige Architekt mit dem Plastiker. Massen von architektonischer Ausdehnung (4 Scheiben, grösste Ausdehnung ca. 60 cm) gliedern die Landschaft. Diesen sichtbaren Formen war ein akustisches Erlebnis zugeordnet; elektronische Tongeber sollten Töne mit gepreßtem Nachhall erzeugen, deren Ursprung nur aus nächster Nähe auszumachen war. Bei diesem Projekt interessierte es den Künstler, Plastik als vertikal betontes Zentralobjekt zugunsten großer, horizontal gelagerter ausgreifender Formen aufzulösen, Überlegungen, die seitdem bei Reusch verschiedene Lösungen gefunden haben. Aus dem Jahre 1965 stammen die weiträumigen, horizontalgelagerten Flächen-Plastiken, die sich z.T. kilometerweit erstrecken sollen. Ein Jahr später schlössen sich Arbeiten an, die nicht mehr unregelmäßig begrenzte Flächenteile verwenden, sondern Stäbe, die zum…