Heinz Thiel
Erich Reiling
Galerie van Aken, 29.4. – 15.6.88
Vier Gemälde mittleren Formats und drei Bleistiftzeichnungen bilden die dritte Ausstellung von Erich Reiling in der Galerie van Aken, die erste in den neuen Räumen in der Kamekestraße. Der Umstand ist bemerkenswert, weil die wenigen Bilder die Räume fast zu sprengen drohen.
Werkpräsentation und Raumatmosphäre scheinen nicht aufeinander abgestimmt zu sein, und den Gedanken, daß hier ein Galerist seinem Künstler einen Bärendienst erwiesen hat, mußte ich mehr als einmal beiseite schieben. In den Räumen, die offensichtlich ihre winzigen Maße durch beißend weiße Wände und grauen Betonboden-Anstrich verschleiern, wirken die 200 x 280 cm großen Gemälde riesig – und gerade das sollten sie nicht. Das Fußboden-Grau steht in einem permanenten Streit mit den nuancierten Grau-Abstufungen auf den Leinwänden, und die Neonbeleuchtung setzt “Glanzlichter” und “Härten”, die der sanften Farbigkeit zwischen Schwarz und Weiß nicht entsprechen.
Eine derart unglückliche Präsentation kann allerdings auch zum Glücksfall werden – allerdings nur, wenn der Galeriebesucher sich traut, die Bilder trotz der widrigen Umstände sprechen zu lassen. Vieles stimmt bei dieser Galerie-Präsentation mit der Ateliersituation von Erich Reiling überein -kleine Räume mit nur geringen Abständen und eine stetige Neonbeleuchtung -, aber gerade ihre Entstehungsatmosphäre vertragen die Bilder nach der Fertigstellung nicht mehr. Sie leben vielmehr auf, wenn sie ins “Zwielicht” geraten, wenn sich auf der dick aufgetragenen Farbenhaut Tageslicht und angesammeltes Dunkel aus Zimmerecken trifft. Dann blühen die Nuancen von Grau und Schwarz, und die leichten weißen Schlieren geben der Fläche eine Pointierung wie von Kristalladern in kompakten Gesteinsbrocken.
Die überwiegend…