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Ausstellungen: Wolfsburg · von Michael Stoeber · S. 283 - 284
Ausstellungen: Wolfsburg , 2003

MICHAEL STOEBER
Eric Fischl

Kunstmuseum Wolfsburg, 13.9.2003 – 4.1.2004

Das Bild erzählt von Macht. Ein Junge steht in einem Swimmingpool und onaniert. Das Mondlicht beleuchtet seinen nackten Körper und zeigt, wie konzentriert er bei der Sache ist. Noch nicht einmal bis zu den Knien reicht dem Jungen das Wasser des runden Pools, der nicht von ungefähr an eine Baby-Badewanne erinnert, für die der Junge definitiv zu groß geworden ist. Symbolischen Charakter haben auch die beiden leeren Gartenstühle vor dem Pool. Sie stehen für die abwesenden Eltern. Ihr Thron ist verwaist: der Akt der Selbstbefriedigung ist auch ein Akt der Loslösung. Der Junge fängt an, über sich selbst zu verfügen. “Sleepwalker”, so heißt das Bild des amerikanischen Künstlers Eric Fischl aus dem Jahre 1979 , handelt noch in anderer Weise von Macht. Die sechziger und siebziger Jahre sind weltweit die hohe Zeit der Konzept- und Minimalkunst. Bei der Suche nach ultimativen ästhetischen Formen und Formeln ist die gegenständliche und erzählerische Malerei in Misskredit geraten. Diskurs und Idee herrschen als Souveräne im Reich der bildenden Kunst. Dagegen revoltiert Fischls Bild wie der Junge gegen seine Eltern. “Sleepwalker” setzt in den USA eine Bewegung in Gang, die bald auch auf Italien und die Bundesrepublik übergreift und der gegenständlichen Malerei in den achtziger Jahren neuen Auftrieb gibt.

Ein anderes Bild, Fisch malt es zwei Jahre später, handelt von einem doppelten Tabubruch. Ein Junge beobachtet eine nackte Frau, während er sie bestiehlt. Die Frau liegt in Träumen verloren auf dem Bett ihres Schlafzimmers. Die Sonnenstrahlen dringen durch die…


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