Stephan Berg
Eric Fischl
Musée des Beaux-Arts, 23.5. – 8.7. 1990
Eine Strandszene, wie sie sich alltäglicher kaum denken läßt: Zwischen roten Sonnenschirmen steht ein junger Schwarzer, ein blaues Badetuch um die Hüfte geschlungen, und beobachtet eine üppige, nackte Blondine, die von ihrer Strandliege aus angelegentlich auf das Meer blickt. Im Schatten eines benachbarten Sonnenschirms steht ein kleines, ebenfalls nacktes, lächelndes Mädchen. Im Hintergrund tummeln sich einige Sonnenanbeter. Das Meer ist sattblau, der Himmel wolkenlos, der Strand strahlendweiß. Ein Bild, das aus jedem beliebigen Urlaubskatalog stammen könnte. Genauso unspektakulär schlicht hat der Amerikaner Eric Fischl seine “St.Tropez”-Vedute aus dem Jahre 1982 auch gemalt: In flächig gestrichener, fast flach wirkender realistischer Manier. Auf den ersten Blick gibt es da nichts zu entdecken, was der Rede wert wäre.
Bei genauerem Hinschauen allerdings gewinnt die banale Szene eine merkwürdig irritierende Qualität. Gilt, so fragt man sich beispielsweise, der beinahe finster angespannte Blick des Schwarzen wirklich nur der blonden Schönheit im Vordergrund und nicht vielmehr genauso uns, den Betrachtern? Und was ist mit der Frau? Hat sie bemerkt, daß sie beobachtet wird und gibt mit ihrer Kopfwendung zu verstehen, daß sie von diesem “Anbeter” nichts wissen will, was dessen finstere Miene erklären würde, oder hat sie dort, außerhalb des Bildes, etwas so Faszinierendes gesehen, daß sie gar nicht merkt ,was um sie herum vorgeht? Schließlich das kleine Mädchen und sein Lächeln: Ist das nun pure Schadenfreude angesichts einer mißglückten “Anmache” oder bezieht es sich wiederum auf etwas, was außerhalb des für den Betrachter wahrnehmbaren Bildausschnittes passiert?
Man sieht,…