Renate Puvogel
Eric Fischl
Galerie Werner, 19.3. – 4.5.1988
Eine sich sämtlicher Hüllen endedigte junge Frau und ein mit seinem Fell bekleideter Hund blicken in “Northern Girl”, einem Ölbild von 1987, auf den Betrachter. Der Hund scheint sprungbereit den Betrachter warnen zu wollen, der nackten Schönen nur nicht zu nahe zu rücken; er wandelt gleichzeitig das freundliche Lächeln seiner Herrin um in ein das Gegenüber vor der Leinwand ausforschenden, herausfordernden Blick. Dadurch verbietet er jeglichen Voyeurismus, der Betrachter wird in eine Haltung nachdenklich prüfender, dabei wohlwollender Distanz gedrängt, mit welcher auch der Künstler sein Motiv beim Malen anging.
Eric Fischl stieß mit seiner Vorliebe für realistisch dargestellte Aktfiguren bei dem prüden amerikanischen Publikum auf Unverständnis und Empörung. Dabei wurden ihm das brisante Thema und die realistische, traditionelle Malweise gleichermaßen verübelt. Aber gerade in der Kopplung beider Momente liegen Schönheit, Raffinesse und Intelligenz der Bildwelt von Eric Fischl begründet. Zwischen Pornographie als nur mit sich selbst identische Zurschaustellung von Sexualität und einer die Tatsachen verfälschenden Idealisierung vollbringt Fischl eine Gratwanderung ungeschminkter, analysierender Enthüllungen. Beides, bloßes Abschildern und Idealisieren würde die intendierte Tragik der Figuren unterwandern, behauptet Fischl.
Daher ist die farbgeborene Venus auf der Kühlerhaube in “Birth of Love” von 1987 so natürlich wie ihr von gelben Flammen gerahmter weiblicher Körper und gleichzeitig so künstlich wie ihr Posieren auf dem Auto, das heißt wie die Konstellation des Sujets innerhalb des Bildganzen.
Fischl erreicht diese Ambivalenz mit collageartiger Zuordnung der Figuren, der Gegenstände, ja sämtlicher Bildelemente, sei es innerhalb eines Bildgevierts, sei es durch enge Montage mehrerer…