Michael Stoeber
Eric Fischl
»Ten Breaths«
Kestnergesellschaft, Hannover, 30.11.2007 – 3.2.2008
Eric Fischl hat als Künstler schon immer in Distanz zum artistischen mainstream gestanden. In der Hochzeit der amerikanischen Minimal und Konzeptkunst malte der 1948 New York geborene Künstler gegenständlich und erzählerisch. Auch wenn seine malerischen Fähigkeiten keinen Zweifel duldeten, erschien ein solches künstlerisches Interesse zu jener Zeit als merkwürdig antiquiert. Fischls Selbsteinschätzung als „painter of the suburbs“, als Maler der Vorstädte, traf dabei den Nagel auf den Kopf. Er malte die Befindlichkeiten und Pathologien jener Gesellschaftsschicht, aus der er selbst stammt. Die Kreise der WASPs, der White Anglo-Saxon Protestants, der ersten Einwanderer und Kolonialisten des Landes, die heute in den komfortablen Vorstädten wohnen und in der City arbeiten. Berühmt wurden aus jener Zeit Bilder wie „Night Walker“ (1979) und „Bad Boy“ (1981). Auf dem ersten Bild masturbiert ein Halbwüchsiger nachts, von schwachem Mondlicht beschienen, und steht dabei in einem aufblasbaren Pool. Vor ihm befinden sich zwei leere Stühle, Repräsentanten der abwesenden Eltern, als Verkörperung eines streng zensierenden Über-Ichs, gegen dessen Ge- und Verbote sich der Junge auflehnt. „Bad Boy“ zeigt einen anderen Halbwüchsigen als Dieb und Voyeur. Er beobachtet eine sich auf einem Bett räkelnde, nackte junge Frau im Schlaf, während er dabei zugleich ihre Brieftasche ausräumt.
Unzeitgemäß erscheinen manchem Kritiker auch die Skulpturen, die Fischl bereits seit Anfang der neunziger Jahre fertigt und von denen die hannoversche Kestnergesellschaft jetzt eine Auswahl aus dem Jahre 2007 zeigt. Die Kritiker seiner bildhauerischen Produktion neben Anstoß daran, dass Fischl, wie sie es sehen,…