FRANZ XAVER BAIER
Erected Space
ZUR ÄSTHETIK DES LEBENSRAUMES
Wir sind heute immer noch gewohnt, von “dem Raum” zu sprechen. Und dann in einer Weise, als wäre er ein Behältnis und der Mensch ein Körperding darin. Daß Raum nicht unabhängig ist von Dingen und Orten, ist einigermaßen bekannt. Albert Einstein hatte etwa gesagt, daß dem “Raum-Begriff” der “Ort-Begriff” vorausgeht und daß also Raum eine Art “Ordnung körperlicher Objekte sei und nichts als eine Art Ordnung körperlicher Objekte”.1 Er ließ dabei allerdings unbeantwortet wie diese Orte und diese Ordnung zustande kommen.
Eine Antwort hierauf haben u. a. die phänomenologischen und sprach-philosophischen Untersuchungen von Heidegger, Sartre und Wittgenstein gegeben. Sie füllen das Raumproblem mit Leben und zeigen, daß zu Raum so etwas wie “Welt” und “Existenz” gehört und daß sich erst dadurch für uns Menschen Raum ergibt.2 Es gibt eben keine reinen Beziehungen, sondern wir sind mittendrin in den Beziehungen, weil wir, wie Sartre sagt, die Beziehungen selbst sind.3 Distanz und Nähe etwa sind qualitative Größen und wir sind die Wesen, die durch die Möglichkeit des “Ent-fernens” so etwas wie Distanz oder Nähe zwischen alles bringen können. Deshalb ist Raum “weder im Subjekt, noch ist die Welt im Raum”. Vielmehr ist der Raum “in der Welt” als einer von uns ausgearbeiteten, gelebten und zu “besorgenden” Sinnkonstruktion.4 Raum entsteht durch existentielle Beziehungen. Durch diese entsteht Bedeutung und Zuordnung von Dingen, Orten, Grenzen und Qualitäten. Und Da-sein bedeutet “da auf diesem Stuhl”, “da an diesem Tisch”, “da auf dem Gipfel dieses Berges, mit diesen Dimensionen, dieser Orientierung…