Guy Ullens
Entscheidung für Peking
Oder
Das nimmersatte Sammlerherz auf seiner Reise zur Mitte der Welt
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Seit November letzten Jahres ist das „Ullens Center for Contemporary Art“, kurz UCCA im Nordosten von Peking in dem „Dashanzi Art Distrikt 798“ ansässig. Das Gebäude mit sichelförmigen Oberlichtern und einem in den Himmel ragenden Schornstein, gegenüber der Kunstbuchhandlung von Robert Bernell mit Café-Terrasse gelegen, diente einst als Munitionsfabrik, die in den 50er Jahren von DDR-Architekten im kühlen Bauhaus-Stil errichtet worden war. Das Center im Herzen des von Touristen frequentierten Kunstviertels verfügt über eine Fläche von achttausend Quadratmetern. Es fungiert keineswegs nur als Ausstellungsraum. Daneben gibt es noch eine Cafeteria, einen Shop und ein Auditorium. Seine Hauptbestimmung sieht das Center in der Vermittlung und Weiterbildung. Dafür stehen ein Archiv und eine Bibliothek zur Verfügung. Neben Vorträgen sollen Symposien und Schulungsprogramme auch für Kuratoren stattfinden. Initiiert wurde dieses Projekt von dem Sammler Guy Ullens und seiner Frau Myriam. Deren Kollektion umfasst um die dreizehnhundert Werke. Der belgische Unternehmer hatte in den 80ern Geschäfte in China gemacht und nebenbei seine Begeisterung für die chinesische Avantgarde entdeckt und schließlich begonnen, Ausstellungen zu machen.
Vor sechs Jahren gründeten die Beiden in der Schweiz eine der Verbreitung und Kontextualisierung von chinesischer Kunst gewidmete Stiftung. Um all das zu realisieren, verkaufte Ullens 2007 in einer Londoner Auktion bei Sotheby’s seine einmalige William-Turner-Sammlung von 14 Aquarellen. Das UCCA ist die erste ausländische Kulturinstitution mit Erlaubnis, sich in China niederzulassen. Wenn der Ausstellungsmacher und Kritiker Fei Dawei, ein Chinese mit Distanz…