CHRISTIAN HUTHER
Entfesselte Form
50 Jahre Frankfurter “Quadriga”
Städel, Frankfurt, 1.10.2002 – 5.1.2003
Vorbei waren Naziterror und Krieg. Ganz Deutschland sehnte sich nach Ruhe und Ordnung. Da tanzten die Künstler aus der Reihe und zertrümmerten in Zeiten des Wiederaufbaus alle Formen. Die Provokation war perfekt. Dabei ging es nur um 13 Ölbilder, die im Dezember 1952 in Frankfurt zu sehen waren. Doch jene Ausstellung in der Zweizimmer-Wohnung des Galeristen Klaus Franck erschütterte die Kunstwelt und brachte die informelle Malerei nach Deutschland. Immerhin hatten sich die vier Maler Karl Otto Götz, Otto Greis, Heinz Kreutz und Bernard Schultze unter dem Titel “Neuexpressionisten” zur ersten deutschen Informel-Gruppe verbündet.
Beim damaligen Eröffnungsabend fand der Literat René Hinds den heute gängigen Gruppennamen: “Quadriga”, der vierspännige, römische Triumphwagen sollte das gemeinsame Ziehen an einem Strang symbolisieren. Das Bündnis, von Götz heute als “reiner Zufall” bezeichnet, brach allerdings schon nach zwei Jahren auseinander. Die Künstler-Persönlichkeiten waren so stark, dass schon ein kleines Missverständnis zum Zerwürfnis führte. Ohnehin war dem Quartett die Informel-Bewegung mit ihrem Erfolg rasch suspekt geworden.
Jetzt hatte das Frankfurter Städel zwölf der 13 Bilder wieder aufgeboten und nutzte sie für einen Rückblick mit rund 140 Werken von 60 Künstlern bis zu Karel Appel oder Wols. Im Mittelpunkt standen, neben den zwölf Bildern, die Städte Paris und Frankfurt. Denn Reisen war seinerzeit innerhalb der Zonen oder gar ins Ausland schwierig; man war auf nähere Kontakte und Kunstzeitschriften angewiesen. Nur Karl Otto Götz konnte schon ab 1947 nach Paris fahren, damals die unbestrittene Kunstmetropole. Auch Frankfurt spielte seinerzeit eine…