Rainer Metzger
Entdecken und Besitzen
»Einblicke in österreichische Privatsammlungen«
MUMOK Wien, 7.10 – 27.112005
Das Kleidchen passt allerliebst zum geometrischen Gewerke an der Wand. Girl trifft Grid, denn Lilli Klaar, die Tochter des Sammlers, ist in ein Kostüm geworfen worden, als wäre es ein Stück von Walter Obholzer, dem Künstler, der für das Tafelbild im Fond verantwortlich ist. Textil und Textur prangen beide in Orange, der Modefarbe dieser Saison, wie sie die ukrainische Revolution, Jörg Haiders neue Partei und das ZDF so schön verkörpern. Was aber soll die komische Zweisamkeit auf dem Umschlag eines Kataloges, der Österreichs Sammlerkultur der Gegenwart zum Gegenstand hat? Zum Einstieg gleich scheint die Seriosität, die man so beflissen ins Visier nimmt, aufs Heftigste zurück genommen zu werden. So ein Cover kann nur ironisch gemeint sein.
Das Ironische hat allerdings wenig Konjunktur heutzutage, denn es verstellt, sagen zum Beispiel die Globalisierungsgegner, den Fokus aufs Engagement. Vielleicht also ist das Umschlagbildchen kritisch gemeint. Doch allein die Aufnahmen, die die ins Auge gefassten “Einblicke” leisten sollen und die den Katalog bevölkern wie die Heuschrecken, sprechen sämtliche Bände dagegen. Man hat eine Person aus der Werbung für die Fotos der Entrees und Interieurs beauftragt, und so sehen sie entsprechend aus. Irgendwo zwischen Weingläsern von Riedel und den offenbar obligatorischen Möbeln im Bauhaus-Design finden diese Lichtbilder die Sammlerbilder. Zu mehr als Lifestyle und scheinbar natürlichem Biotop für die Kinder der Kollektionäre wollen die Inszenierungen augenscheinlich wenig beitragen. Es ist, als hätte es Louise Lawler nie gegeben.
Der Katalog ist also nicht ironisch gemeint. Die…
