Pamela Axmann
endart
“Nach achtjährigem Siechtum entschlief endart”, teilten im März 1988 die der Gruppe “Angehörigen” in einer Todesanzeige im Berliner Tagesspiegel mit. Heute, fast elf Jahre nach ihrer Gründung, scheint die Westberliner Künstlergruppe, mehrfachen Beerdigungen zum Trotz, immer noch zu leben.
Als am 2. Dezember 1990 die Wahllokale zur ersten gesamtdeutschen Wahl geschlossen wurden, eröffnete die NGBK im Berliner Lapidarium eine Ausstellung von 32 Künstlerinnen und Künstlern zur Wiedervereinigung, an der Mitglieder von end-art sowohl konzeptionell als auch mit Arbeiten beteiligt waren. Einen Leitgedanken der Ausstellung “endlich – Postrevolutionäre Kunst im IV. Reich” illustrieren Plakat und Einladungskarte mit einem Bild, das Helmut Kohl am Ende einer vierköpfigen Porträtreihe im Schulterschluß mit Friedrich II., Otto von Bismarck und Adolf Hitler zeigt. Gemalt hat es ein Mitglied von endart, das bereits mit seinem Pseudonym “Muffel” demonstriert, daß es für das neue Deutschland unter der als gewiß prognostizierten Führung des Kandidaten Kohl nicht zu haben ist. Dessen gesenkter Kopf, die aus düsterer Umschattung sich hinwegdrehenden Augen und die aufeinandergepreßten Lippen lassen den ersten gesamtdeutschen Kanzler als einzigen in der Reihe bedrohlich und lächerlich zugleich wirken – eine ebenso überspitzte wie vereinfachende Feindkarikatur. Im rotlasierten Hintergrund scheinen Brand und Dämmerung zu herrschen, von dort laufen dreckig wirkende braune Farbspuren über die Gesichter. Anknüpfend an die bekannte propagandistische Darstellung Hitlers in der preußischen Genealogie von Friedrich II., Bismarck und Hindenburg, rückt endarts Muffel Kohl in kritischer Absicht in die geschichtliche Kontinuität von nationaler Großmannssucht und expansiver wirtschaftlicher und militärischer Machtpolitik. “Die Zeit” druckte das zuvor in…