Martin Blättner
Encyclothek
»Ausgewählte Objekte aus der Sammlung Fukurô«
Kunsthaus Nürnberg, 19.1. – 18.3.2012
An Superlativen mangelt es in dieser kuriosen Ausstellung kaum: gezeigt wird die angeblich „bisher größte öffentliche Präsentation“ aus dem Nachlass des Alleinerben, einem japanischen Feudalherren aus der Großindustriellendynastie: der – so wird behauptet – 2010 verstorbene Sammler Yasha Fukurô, der allerdings – und wer es bis jetzt nicht gemerkt hat – nur eine reine Fiktion ist. Also, alles nur eine Vortäuschung falscher Tatsachen? Im Prinzip fast gänzlich ja, allerdings eine so raffinierte und aufwendige, dass man sich gerne auf dieses Spiel von Lug und Trug einlässt und am Ende nicht mehr so sicher ist, ob nicht doch auch der ein oder andere Bezug korrekt ist oder ob es dieses Phantom aus Nippon vielleicht doch gegeben hat.
Was wird da nicht alles aufgefahren an Objekten, Schaustücken und Konstruktionen, die allesamt etwas Schlüssiges haben und auf mögliche Utopien oder historische Querverweise deuten, die zwar für sich genommen durchschaubar sind, allerdings im Kontext des Ganzen eine scheinbare Einheit bilden. Die Künstler Matthias Böhler, Sebastian Hein und Christian Orendt haben sich dieses Projekt mit einem beeindruckenden Hintergrund-Wissen ausgedacht – die aufwendigen Objekte steuerten außer ihnen fünf weitere eingeladene Künstler mit bei, die künstlerische Urheberschaft war in diesem Fall offenbar eher zweitrangig, da sie mehr oder weniger unter dem Deckmantel der angeblichen Sammlung verschleiert wird.
In einer Vitrine sind die vermeintlichen Lieblingsstücke des gutaussehenden Weltenbummlers (tatsächlich wird da auch ein Foto präsentiert) liebevoll aufbereitet: Simpel gestaltete Püppchen mit Zauberkraft liegen da in geordneter Reihung…