Emma Talbot
Open Thoughts
Neuer Aachener Kunstverein 22.10.2017 – 03.12.2017
von Annelie Pohlen
Herr sei mit uns! Was soll derart „kindlich anmutende Ästhetik“ in einer Gesellschaft, die begierig in den virtuellen Kosmos abhebt; in der künstliche Intelligenz als Heilsbotschaft längst im Alltag greift? Lässt sich deren potentielle Bedrohung ausschalten oder doch mindestens minimieren durch eine vollends aus der Zeit gefallene Handwerklichkeit, wie sie nun mit geballter Energie von Emma Talbot (*1969) im Neuen Aachener Kunstverein in Szene gesetzt wird? Sollte es von Generationszugehörigkeit und Bildungsgrad abhängen, welchen Zeitgenossen der in vermeintlich naiven Visionen und altertümlich konnotierten Techniken schwelgende Kosmos der britischen Künstlerin noch herausfordert, in nicht allzu ferner Zukunft auch nur irgendetwas mit den Händen erledigen zu wollen? Ben Kaufmanns letzte Ausstellung für dieses programmatisch ohnehin renommierte Institut bezieht Stellung gegen die banale Logik der rational getarnten Effizienz.
Fünf versetzt von der Decke hängende, textile Rechtecke besetzen den Ausstellungsraum im Erdgeschoss, was die eilige Passage erschwert, mithin dem potentiell unwilligen Auge die Wahrnehmung des bunten Bilderkosmos auf dem Hinweg und der fiktiven Backsteinmauer auf dem Rückweg nicht erspart. Es ist kaum allzu gewagt anzunehmen, dass die subversiv theatralische Inszenierung der „Open Thoughts“ selbst KI affine Besucher ins Grübeln stürzten kann.
„Your Birth – A Kind of Epic Universal Moment You Can’t Remember“ ist möglicherweise eines der schwer verdaulichen Fragmente unter all den „Open Thougths“, die dieses Universum aus surrealen Figuren, gesichtslosen Köpfen, organoiden wie geometrischen Formationen in Bewegung halten. Als habe sich das nach der ersten Leere von Bildern geflutete Hirn im lang…