Magdalena Kröner
Emily Jacir
»Hugo Boss Prize 2008«
Solomon Guggenheim Museum, New York, 6.2 .– 15.4.2009
Die Entscheidung für Emily Jacir als Preisträgerin des Hugo Boss Prize 2008 ist eine gute Wahl, belegt sie doch einmal mehr die Nachhaltigkeit dieses Preises, der auch im zwölften Jahr seiner Verleihung eine Position ins Licht rückt, die sich durch Langsamkeit, eine komplexe Nachdenklichkeit und stille Töne auszeichnet. Die 1970 in Palästina geborene Künstlerin Emily Jacir erzählt von den Bedingungen des Lebens auf dem ständig veränderlichen und bedrohten Terrain, den der politische Konflikt zwischen Israel und Palästina markiert, und findet dafür Bilder, die eindringlicher sind, als alle Nachrichten aus dem „Unruheherd“ es sein könnten. Jacirs zurückgenommene, konzentrierte Installation passt in diese Tage einer krisenhaften, aber überaus angenehmen Verlangsamung, die man neben den ruhiger gewordenen Straßen von Chelsea auch in den musealen „Supertankern“ der Stadt spürt – so im Guggenheim Museum, welches sich für alle Filialen weltweit ein deutlich bescheideneres Ausstellungsprogramm verordnet hat.
Emily Jacirs Arbeit markiert, anders als die Arbeiten ebenfalls Nominierter wie etwa Roman Signer oder Patty Chang, eine sperrige, komplexe Position, die Zeit zum Betrachten fordert. In angedeuteten Plots und sparsam gesetzten Fragmenten erzählt Jacir eine durchaus ambivalente Geschichte, die einen wachen Betrachter voraussetzt. Jacir errichtet für ihre Guggenheim-Präsentation eine Art multimediales Mausoleum für den palästinensischen Intellektuellen Wael Zuaiter, der 1972 in Rom vom israelischen Geheimdienst erschossen wurde, da man eine Mitwirkung am Attentat während der Olympischen Sommerspiele in München vermutete, bei dem die palästinensische Terrorgruppe „Schwarzer September“ die israelische Delegation aus Sportlern…