Marion Leske
Emil Schumacher
»Retrospektive«
Städtisches Museum Casa Rusca, Locarno,25.9. – 11.12.1994
Der Fragebogen des FAZ-Magazins verrät die Lieblingsfarbe des Malers. Es sei, so bekannte Emil Schumacher 1990 bei diesem prominenten Gesellschaftsspiel, “neben vielen Farben das Schwarz”. Das war zweifellos nicht gelogen. Denn auf allen Bildern des westfälischen Informel-Künstlers bahnt sich die schwarze Linie ihren Weg über schrundige, verkrustete Schichten aus Pigment und Sand, Wellpappe und Teerpaste. Zögernd und doch energisch tastet sie sich vorwärts gegen den Widerstand des Materials. Hält inne, um sich hier und da zum Geäder zu verzweigen. Und führt das Auge des Betrachters über die Hügel und Täler der Textur, die sie erwandert.
Doch halt. Wer Emil Schumachers Werk verstehen will, muß eigentlich von vorn anfangen. Das Städtische Museum Casa Rusca von Locarno – eine kleine Perle unter den Schweizer Instituten – gab dazu Gelegenheit mit einer eindrucksvollen Retrospektive. Die imposante Werkauswahl umfaßte Leihgaben aus der Düsseldorfer Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, der Berliner Nationalgalerie und dem Sprengel Museum Hannover, aus Schweizer Museen und Privatsammlungen. Die jüngsten Produktionen stammten zumeist aus der Düsseldorfer Galerie Strelow, die sich seit langem für den 82jährigen Maler stark macht.
Während sich im ehemaligen, seit 1987 zum Museum umgebauten Patrizier-Palazzo rund 70 Gemälde versammelten, gab, parallel dazu, die nahegelegene Galerie der Kommune Einblick ins druckgraphische Werk. Zu dem Doppel-Wurf mußte man Direktor Pierre Casè gratulieren. Mit Fingerspitzengefühl und Augenlust machte er die künstlerischen Etappen Schumachers sichtbar und nachvollziehbar.
Eine Konfrontation von Einst und Jetzt bildete den Auftakt in der Casa Rusca. Das in Brauntönen gehaltene “Interieur” von 1936 ist…