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Ausstellungen: Stuttgart · von Dorothee Müller · S. 232 - 232
Ausstellungen: Stuttgart , 1982

Embleme aus dem Unterbewußtsein

Ugo Dossi und Gerhard Rühm in Stuttgart

Das Unterbewußtsein als Quelle der Inspiration, dieses unermeßliche schöpferische Potential zu nutzen ist ein uralter Traum von Künstlern und Schriftstellern. Die Surrealisten hatten sich besonders intensiv damit in Form der “écriture automatique” auseinandergesetzt, über die André Breton im ersten surrealistischen Manifest 1924 schreibt: “Die automatische Schreibweise und die Traumprotokolle bieten den Vorteil, einer hilflosen Kritik Erkenntniselemente großen Stils zu liefern und eine allgemeine Neuordnung der lyrischen Werte zu ermöglichen, sie können Schlüssel sein, die ad infinitum jene Truhe mit zahlreichen Büchern zu öffnen, die sich Mensch nennt”. Auch Max Ernst hatte bereits 1916 versucht, “seine seherischen Qualitäten zu provozieren, um der realen sichtbaren Welt neue Dimensionen zu verleihen.” In seinem Text “Jenseits der Malerei” (Cahiers d´Art, Paris 1936) hat er die Geschichte dieses medialen Prozesses aufgezeichnet. Doch geht es im Surrealismus nicht um den totalen Automatismus, es ist vielmehr eine Bewußtseinserweiterung, eine Art des “freien Assoziierens”, um so die Phantasie mittels der Entgleisung des Denkens zu beflügeln. Die Surrealisten wandten die Methode des halben Automatismus in erster Linie an, um die Dimensionen der Sprache zu erweitern. Die Zeichnung dagegen blieb weitgehend dem Gegenstand verbunden, ist also nicht aus der vollständig automatischen, nicht gesteuerten Bewegung entstanden, sie ist vielmehr die Projektion des phantasierenden Denkens.

Um Grenzbereiche der Malerei geht es auch bei den Arbeiten von Ugo Dossi und Gerhard Rühm. Dossi versuchte bereits auf der Biennale in Paris 1975 und der Documenta 1977 mit seinem “Modell des assoziativen Feldes und der relativen Freiheit”,…

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von Dorothee Müller

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