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Ellsworth Kelly
Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, 15.9.2002 – 19.1.2003
Sitzt man im Foyer der Fondation Beyeler vor Blue Black Red Green, kann man nur schwer nachvollziehen, warum der amerikanische Maler und Bildhauer Ellsworth Kelly bis vor wenigen Jahren in Europa nicht wirklich bekannt war. Die formale Präzision der im Jahr 2000 entstandenen Gruppe von vier monochromen Bildformen lässt sich als Annäherungen an Quadrate oder Trapeze nur um- und nicht beschreiben. Vor allem aber wirkt sie so frisch, elegant und tänzerisch, dass sich ihre Harmonie und Lebendigkeit in einer Art von visuellem Yoga unmittelbar aufs eigene Körpergefühl überträgt: Man holt tief Luft und geht mit etwas geraderem Rücken durch die folgenden Räume und aus den Augen scheint jeder Müdigkeitsschleier, jedes Korn weggewischt. Doch ist es wohl gerade diese beschwingte Eleganz und subtile Schönheit – erst jetzt wieder in Kunsttheorien rehabilitiert – die den 1923 in Newburgh (New York) geborenen Künstler, der nach dem Zweiten Weltkrieg einige Jahre in Paris gelebt hat, als weniger radikal und profund, und auch als weniger amerikanisch als seine Vorgänger und Zeitgenossen, Rothko und Newman, Stella und Warhol, erscheinen ließ.
Diesen Herbst sind in der Schweiz gleich zwei Kelly-Ausstellungen zu sehen. Noch immer allerdings scheint der malerische Millimeterarbeiter ein ausgesprochener Kunsthistoriker-Künstler zu sein: Das Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne stellt vom 4.10.02 bis zum 5.1.03 die “Tablets” aus, auf grosse Blätter montierte Skizzen und Entwürfe von Kelly, die Yves-Alain Bois ursprünglich für das Drawing Center in New York zusammengestellt hat. In Riehen fungiert Gottfried Boehm, Ordinarius…