Cornelia Gockel
Ellsworth Kelly
Zwei Ausstellungen feiern den amerikanischen Meister der Abstraktion
Haus der Kunst, München, 7.10.2011 – 22.1.2012; Staatliche Graphische Sammlung in der Pinakothek der Moderne, München, 7.10.11 – 8.1.12
Als Ellsworth Kelly 1954 Paris verließ, war er an einem Tiefpunkt angelangt. Er war krank, abgebrannt und fühlte sich künstlerisch isoliert. Der erhoffte Erfolg war ausgeblieben. Nur ein einziges Bild hatte er während seines Aufenthalts in Frankreich 1948-1954 verkauft. Durch Zufall fiel ihm eine Ausgabe der Zeitschrift „Art News“ mit einem Artikel über Ad Reinhardt in die Hände. Auf einer Fotografie sah er den Künstler inmitten seiner Werke bei einer Ausstellungseröffnung in der Betty Parsons Gallery. „Wenn man diese Art Bilder in Amerika ausstellt, könnte ich dort auch meine Arbeiten verkaufen.“, dachte er sich. Doch seine Hoffnungen erfüllten sich erst Jahre später: „Als ich Paris 1954 verließ, wusste ich nicht, wo jemand Kunst machte, wie ich, und als ich nach New York kam, fand ich auch keinen, der in dieser Weise Kunst machte.“, beklagte er sich in einem Gespräch.
Rückblickend war seine Zeit in Frankreich jedoch künstlerisch äußerst produktiv. Denn in seinen kleinformatigen Gemälden und Zeichnungen hatte er bereits grundlegende Themen und Fragestellungen entwickelt, die er später in seinen großformatigen Bildern, Reliefs und Objekten in Amerika ausarbeitete. Die meisten von ihnen waren in Schwarz-Weiß. Hier konnte sich Kelly ganz auf das Problem von Fläche, Form und Raum konzentrieren. Obwohl die schwarz-weißen Bilder etwa 20 Prozent des gesamten Werks des Künstlers ausmachen, wurden sie bisher noch nie umfassend präsentiert. Mit der im Haus…