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Ausstellungen: Köln · von Renate Roos · S. 386 - 386
Ausstellungen: Köln , 1999

Renate Roos
Elke Baulig

Galerie Otto Schweins, Köln, 23.4. – 29.5.1999

Walt Disney wäre begeistert. Computer-animierte Filme gehören bereits zum Kinoalltag und digital gesteuerte Effekte sind spannender als die Wirklichkeit selbst. Treibt die “simulierte Wirklichkeit” (Jean Baudrillard) dem einen Angstschweiß vor der Menschheitsentwicklung auf die Stirn, begrüßen andere die neugewonnene Freiheit von determinierten Zeit- und Raumvorstellungen. Festgefahrene Standpunkte und Begrifflichkeiten werden über Bord geworfen und in rasanten Schwenks zeigen sich die Dinge in immer neuen Perspektiven.

Die Kölner Künstlerin Elke Baulig entwirft simulierte Welten und verwandelt so die Galerie Otto Schweins in einen Grenzbereich zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Hier steht der Besucher knietief im Gras oder besser inmitten computergenerierter Skulpturen aus Weichgummi. Kleine weiße Kerzenmännchen hüpfen fröhlich umher und auf digitalen Prints an der Wand wirft die Sonne aus einem heiter blauen Himmel ihre Strahlen in eine Waldlichtung, auf der sich am Fuße großer Bäume kleine Häuschen tummeln, deren braune weiche Schneckenformen irgendwie bekannt erscheinen. Spätestens wenn im nächsten Raum der “digitale Dackel” mit seinen Ohren fröhlich durch eine virtuelle Videowelt segelt, steigt im Besucher eine ganz konkrete Ahnung auf.

Die virtuelle Welt, eine skurrile Symbiose der Phantasie von Elke Baulig mit einem Mikrochip, scheint der Wirklichkeit entsprungen und doch stimmt nichts in ihr. Schatten tauchen dort auf, wo sie laut Newton niemals erscheinen dürften und das Holz der Bäume gleicht billigem Furnier. Von Print zu Print befremden die ohnehin schon extremen Perspektiven immer mehr, bis der Besucher merkt, daß er die Bilder aus der Perspektive eines Hundes betrachtet. Die Requisiten ihrer Phantasiewelten entlehnt…


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