CLAUDIA HERSTATT
Elizabeth Peyton,Wolfgang Tillmans
The Contemporary Face
Von Pablo Picasso bis Alex Katz
Deichtorhallen, Hamburg, 28.9. – 13.1.2002
Drei Ausstellungen zum Thema Portrait hat Zdenek Felix in den Hamburger Deichtorhallen zu einem großen Panorama komponiert. Dass der 1965 geborenen Elizabeth Peyton nun mit 143 Werken ihre bisher größte Einzelausstellung zuteil wird, hätte man vor fünf Jahren wohl noch nicht geglaubt. In der Gruppenausstellung “wunderbar” gegenüber im Kunstverein in Hamburg waren erstmals einige ihrer kleinformatigen Bildnisse zu sehen gewesen – in der Nachbarschaft des riesig groß abgezogenen Fotos “Smokin’ Jo” von Wolfgang Tillmans. Was damals Befremden auslöste, ist nun salonfähig. Tillmans ist mit dem Turner-Preis bekrönt und niemand mäkelt mehr wie damals an den “süßlichen Bildchen” von Peyton herum.
In der Vorbereitungszeit von “wunderbar” ist ein Portrait entstanden, das “Franz outside the Deichtorhallen” betitelt ist und das den ebenfalls in der Gruppenschau gezeigten Maler Franz Ackermann im T-Shirt mit Totenkopf aber sehr verträumt vor der Kulisse der ehemaligen Markthallen zeigt. Nun hängt auch das in der Ausstellung.
Elizabeth Peyton hat sich früh getraut, der Cool Club Culture gefühlige, melancholische Bilder entgegenzusetzen, die vom Geist des Fin-de-Siècle geprägt scheinen. Freunde wie Prominente stilisiert sie mit schnellem Strich zu androgynen Dandys mit kirschroten Mündern und hohlen Wangen. Zu der Liste der Portraitierten nach Vorlagen aus Zeitschriften oder eigenen Schnappschüssen von Freunden gehören die von der Geschichte und Öffentlichkeit romantisierten Helden angefangen bei Napoleon, Ludwig II., Marie-Antoinette und aus jüngerer Zeit Jackie Kennedy, Lady Di und ihre Söhne, Film- und Rockstars wie Leonardo di Caprio und der Punk-Rocker…