Ralf Beil
Elizabeth Peyton
Museum für Gegenwartskunst Basel, 9.5. – 9.8.1998
Kunstmuseum Wolfsburg, 12.9. – 6.12.1998
Leonardo di Caprio, Lady Di und Elizabeths Craig im Museum für Gegenwartskunst Basel: Ein denkwürdiges Zusammentreffen und weit mehr als nur ein Pop-Phänomen der Neunziger. Die Porträts der Amerikanerin Elizabeth Peyton (*1965) überzeugen mit ihrer Empathie und malerischen Kostbarkeit als künstlerischer Gegenentwurf in Zeiten massiver Desillusionierung und Übermediatisierung.
Er ist es wirklich. Auch wenn die blauen Augen fast irreal leuchten, der rote Kußmund übersinnlich lockt. Wer hätte das gedacht? Die Kinos spielen immer noch das grandiose Schiffeversenken und schon hängt der schöne Todgeweihte mit einem herrlichen Schwan um den Hals als Blickfang im Basler Museum. Wird hier fast so schnell gemalt wie die Gazetten schreiben? Immer hart am Zeitgeist und Publikumsgeschmack?
Der erste Schein trügt. Elizabeth Peyton ist weder eine malende Reporterin noch eine übereifrige Nachfolgerin Andy Warhols. Die jungenhafte Künstlerin ist schon äußerlich alles andere als ein cooles Glamourgirl. Mit Blumenrock, großem Rucksack und Turnschuhen, kurzem Strubbelhaar und unprätentiöser Brille stellt sie geradezu das genaue Gegenteil einer langbeinigen “Beauty-Case”-Artistin vom Schlage Sylvie Fleury dar, die einst aus der Lust am ungehemmten Stöckelschuhkauf ihre erste Kunstübung machte. Während diese fröhlich dem x-ten Duchamp-Pop-Revival frönt, meint Peyton es überaus ernst – und zeichnet, aquarelliert und malt mit Hingabe. Sie versteht das Porträt nicht so sehr als Gattung denn als Haltung: Wer in ihren Kreis der Porträtierten aufgenommen wird, muß anders als bei Warhol nicht unbedingt berühmt sein. Er muß sie vor allem berühren. Ganz Kind der TV-Generation, macht es…