Amine Haase
Elisabeth Vary
Galerie Koppelmann, Köln, Juni/Juli 1986
Das Verblüffende an diesen Skulpturen ist ihr schwebendes Gleichgewicht, in dem sich Malerei und Bildhauerei halten, ist die empfindliche Balance, in der sich scheinbare Schwer-Kraft und tatsächliche Material-Leichtigkeit halten. Traumwandlerische Sicherheit offenbart sich auch im Undefinierten des dennoch klar umrissenen Themas dieser Arbeiten. Die Beziehungen der Formen und des Materials zueinander entsprechen versuchten Annäherungen in geistigen, menschlichen, sozialen Verhältnissen. Die offensichtlich so einfachen Gebilde, die Elisabeth Vary aus Karton und Farbe baut und malt, sind in Wirklichkeit komplexe Erscheinungen, eine Bewegung in der dritten Dimension von Farbe und Volumen, von Magie und Erotik.
Die erste umfassende Präsentation von Arbeiten der Kölnerin in Köln (in der Galerie Koppelmann) verdeutlichte, wie wichtig diese zarten Signale einer Malerei-Skulptur im derzeit besonders lauten Getön um farbige Bildhauerei ist. Die stereometrischen Formen sind sicher gesetzt, positiv irritierend aufeinander bezogen. Und die Malerei ist konstituierender Bestandteil nicht aufgesetzte Bemalung. Der Ursprung dieser Arbeiten aus der Malerei bleibt spürbar, die Verbindung macht ihre Besonderheit aus. Das Wachsen von Farbe aus der Fläche in den Raum bleibt erkennbar. Die Vorsicht, mit der dieses Wachsen gefördert wird, erzwingt Aufmerksamkeit für leise Töne, lenkt hin auf hüllende, vegetabile Formen – die nichts von ihrem Geheimnis preisgeben bei aller Offenheit gegenüber dem Betrachter.
Die Skulpturen von Elisabeth Vary waren – neben einigen wenigen Gouachen – in der Galerie Koppelmann dialogisch aufeinander bezogen, was den Charakter jeder einzelnen Arbeit noch einmal unterstrich: Das Hinwenden – Stehen, Stützen, Anlehnen – der aus eckigen und runden Formen entwickelten Einzelelemente…