Michael Nunges
Elementarzeichen
NBK, Berlin, 31.8.-6.10.1985
Kunsthistorische Rückgriffe lassen sich in den letzten Jahren – das Modewort von der Postmoderne deutet es schon an – auf breitem Feld beobachten. Nicht im Sinne einer eingrenzbaren Strömung, vielmehr als Symptom eines vielfach präsenten Ausdrucks- und Interpretationsbedürfnisses tendieren viele Künstler zu einfachen, bildhaften Zeichen, mit denen sie an Zeugnisse prähistorischer Kulturen anknüpfen. Sie stehen damit zugleich in der Tradition der Moderne, die auf dem Weg zur abstrakten Kunst ebenfalls diese Gefilde durchzog.
Eingegrenzt auf fünf Motivkreise – Mensch/Haus/Baum/Boot/ Tier (es sei vorweggenommen, daß Baum nur eine untergeordnete Rolle spielt) – unternimmt der Neue Berliner Kunstverein, wie es der Katalog eingangs formuliert (Verlag Fröhlich & Kaufmann; 25,- DM), »eine neugefundene, aus den Tiefen des Geschichtsbewußtseins wie auch aus der individuellen Psyche emporgelotete Sprache von kürzelhaften Ideogrammen und Piktogrammen in der Kunst des 20. Jahrhunderts« zu demonstrieren.
Eingrenzungen ergaben sich auch bei der Auswahl der Künstler, da nur so das Thema übersehbare Konturen gewinnen konnte. Die Ausstellung umfaßt fünf Bereiche. Der erste umfaßt Beispiele aus prähistorischer Zeit, Felsabreibungen von Dietrich und Anneliese Evers, zumeist aus der Bronzezeit, flankiert von analogen Arbeiten im Medium der Kunst bei Sabine Franek-Koch, Nikolaus Lang und Rune Mields, wo sich Kopie und Neuschöpfung mimetischer Natur miteinander verbinden. Die beiden Kunstbereiche im engeren Sinne enthalten die schon als klassische Moderne geltenden Werke von Paul Klee, Willi Baumeister, Adolph Gottlieb, Yves Klein, Louis Soutter, Jean Dubuffet, Joan Miró und Antoni Tapies, sowie aus neuerer Zeit plastische Arbeiten von Joachim Bandau, Michael Croissant, Frank Dornseif, Ursula Sax,…