Edgar Schmitz
Electronic Super Highway
(2016-1966)
Whitechapel Gallery, London, 29.1. – 15.5.2016
Der in den achtziger Jahren kurz als zukunftsweisend aufgeputschte electronic superhighway liegt irgendwo in der chronologischen und ideologischen Mitte der Ausstellung. Nicht ganz am Anfang künstlerischer Verflechtungen mit medial ausgerichteten Netzwerken zunehmender Komplexität und ideologischer Kompromittiertheiten; und auch nicht ganz im zerfledderten Jetzt einer post-internet Situation, die vom Strukturalismus aus immer noch als reaktionär erscheint und von gegenwärtiger Praxis aus auch schon wieder überholt ist.
Zwischen diesen Polen und in ihrer Mitte stand der electronic superhighway eigentlich immer schon etwas schief – das beschleunigte und exponentiell vervielfältigte Potential global verbreiteter Medienströme war schon bei Nam June Paik als Versprechen immerr auch mit dem Horror medialer Zurichtung durchschossen. Sein Neujahrsspektakel für das Orwell-Jahr 1984, Good Morning Mr Orwell (1984), das zusammen mit seinem Internet Dream (1994) eine Art optimistisches Scharnier für die Ausstellung darstellt, war beides, megalomanisch und vorgeblich subversiv, gerade im koketten Spiel fast totaler Identifizierung.
Aber das wirklich befremdliche am Begriff ist nicht einmal seine corporate Kodierung und sein Stellenwert im als Globalisierung vermarkteten Expansionsdrang westlicher Medien-, Konsum- und Ökonomiemodelle. Problemtisch ist am Begriff vielmehr, dass die hier überdeutlich eingeklagte Ausbreitungsrhetorik natürlich genau die Tendenzen nicht vorwegnehmen konnte, die von heute aus sowohl das kritische Potential als auch die autoritäre Zurichtung digitaler Medienfelder ausmachen. Weder die virale Ausbreitung noch die kollektiven Aneignungsmöglichkeiten von fragmentierten Informationsflüssen und Subjektvitätsprofilen, geschweige denn deren autoritäre Rückbindungen als Kontroll- und Disziplinierungstechnologien, sind im Modell des electronic superhighway angelegt oder ablesbar.
Wie die zeitgleichen Konzeptvorgaben damaliger Medienwissenschaften ist…