Eine Stadt, die sich Kulturmetropole nennt…
ZUR GEMEINSCHAFTSSCHAU »ART EXPRESS« DER BERLINER GALERIEN.
EIN KOMMENTAR VON THOMAS WULFFEN
Vielleicht muß man die Hürde nur hoch genug legen, damit man nicht merkt, wie klein man tatsächlich ist: Wer sich streckt, der wird schon größer. Nach diesem Motto mußte Art Express einfach ein Erfolg werden. Dazu zeigten achtunddreißig Berliner Galerien in der großen Orangerie des Schlosses Charlottenburg gemeinsam Werke von über 100 zeitgenösssischen Künstlern. Schließlich, laut Pressemitteilung: “Nahezu jeder kulturelle Bereich in Berlin hat sein Forum im Kulturkalender, wo er sich gesamtheitlich präsentieren kann: die Internationalen Filmfestspiele, die berliner festwochen, das Theatertreffen…” Was dem einen recht, ist dem anderen billig.
Aus gegebenem Anlaß legte die “Interessengemeinschaft Berliner Kunsthändler”, der Veranstalter der Gemeinschaftschau und seitdem die “Interessengemeinschaft Berliner Kunstgalerien”, denn auch ein neugestaltetes ‘Kunstblatt Berlin’ vor. Eine Berliner Tageszeitung liberalen Formats tat ihr übriges zu dem Ereignis, indem sie eine Sonderbeilage veröffentlichte. Bewußt verzichte man auf das auf Wort ‘Messe’, damit hat die Kunststadt Berlin schlechte Erfahrungen gemacht, und als allzu größenwahnsinnig wollte man sich denn dann doch nicht zeigen. Was blieb, war eine bloße Gemeinschaftspräsentation, die vor allem dazu diente, Schwellenängste abzubauen. Fragt sich, wovor? Denn einem kritischem Betrachter geht das dann doch ziemlich schnell über die Hutschnur: expressive Handschrift, zwischen Figuration und Abstraktion, in der einen Koje mehr zur Abstraktion, in der anderen mehr zur Figuration hin tendierend. Dazwischen gegenständliche und realistische Malerei, damit man nicht vergißt, daß Abstraktion, mehr oder minder heftig, nicht alles ist. Es geht nicht darum, solche Weite und Vielfalt zu…