Susanne Boecker
Eine Höhle für Platon
Kunstprojekt der Montag Stiftung Bildende Kunst
Villa Ingenohl, Bonn, 26.4.-28.6.2009
Im ehemaligen Wohnzimmer der „Villa Ingenohl“ ist es ziemlich dunkel. Die Fenster sind verschlossen, Licht dringt nur aus den kleinen Öffnungen weißer Kästen, die in Augenhöhe an den Wänden und an einem Pfeiler im Raum angebracht sind. Schaut man durch die Sehschlitze ins Innere dieser Kästen, weiten sich dort ungeahnte Räume, ja erstrecken sich ganze Raumfluchten. Weiße Innenarchitekturen, deren klare Strukturen vom seitlich einfallenden Licht modelliert werden. Perfekte Räume ohne erkennbare Zweckgebundenheit, Kulissen für Visionen und Fantasien oder einfach nur Bühnen des Lichts. Denn Licht spielt die Hauptrolle in den Raumskulpturen von Jürgen Albrecht (geb. 1954). Der Künstler arbeitet sowohl mit Kunst- als auch mit Tageslicht, zuweilen vermischt er beides, in dem er gefilmte Bilder als Lichtquelle projiziert. Erstrahlen die künstlichen Licht-Räume in gleichbleibend kalter Perfektion, verändern sich die Natur-Licht-Räume je nach Wetterlage und Tageszeit.
Jürgen Albrechts Rauminstallation ist Teil des Kunstprojekts „Eine Höhle für Platon“, die sieben Künstler auf Einladung der Montag Stiftung Bildende Kunst in der Bonner Rheinvilla eingerichtet haben. Ausgangspunkt des Projekts ist Platons berühmtes Höhlengleichnis. Darin nehmen Menschen, die von Kind an in einer dunklen Höhle festgebunden sind, das Geschehen in der Außenwelt nur als unscharfe Schatten wahr, hervorgerufen durch ein flackerndes Feuer. Die Gefangenen können nur diese Schattenbilder sehen und halten sie für die Realität. Licht und Raum entpuppen sich als nur scheinbar verlässliche Faktoren des Erkenntnisgewinns: Der vermeintlich sichere Standort der Betrachter erweist sich als völlig unzureichende Basis, die vom Licht…