II. Museum – Vom Ort der Kunstgeschichte
Johannes Meinhardt
Eine andere Moderne
Die Künstlerische Kritik des Museums und der
gesellschaftlichen Institution Kunst
Die Geschichte der radikalen Moderne in der Kunst, besonders der Malerei, die Geschichte der Selbstreflexion der Malerei als einer Organisation oder sogar Produktion von Sichtbarkeit, wird von Anfang an von einem zweiten Typ von Reflexion oder Untersuchung begleitet. Wo die radikale Moderne in immer weiteren Schritten die Malerei als einen eigenen Wirklichkeitsbereich reiner und zugleich geschaffener Sichtbarkeit erforscht, der sich nicht mehr als Repräsentation oder Abbildung auf die gegenständliche Welt außerhalb des Gemäldes bezieht und so dazu kommt, die immanenten Bedingungen von Bildlichkeit und Sichtbarkeit zu untersuchen, eine reflexive Selbstaufklärung der Malerei über ihre eigene Wirklichkeit und deren Verfassung, deren Bedingungen und Voraussetzungen zu unternehmen, erforscht dieser zweite Typ von Untersuchung die Malerei nicht von innen, in ihrer Autonomie als Bildlichkeit, sondern richtet sein Augenmerk darauf, wie Kunst und in ihr Kunstwerke institutionell und gesellschaftlich hervorgebracht werden; diese andere Moderne reflektiert Kunst als ein gesellschaftliches Phänomen, als einen von außen geformten, definierten und determinierten Bereich des gesellschaftlichen Lebens. Diese andere Moderne erweitert so die Verfahrensweisen künstlerischer Arbeit beträchtlich: Kunst wird zu einer eher historisch-soziologischen Forschung, die nicht nach dem Gehalt von Kunstwerken fragt, nach der Konstitution von Sichtbarkeit im Gemälde oder dem theoretischen und ontologischen Status der ästhetischen Erfahrung, sondern die die Institutionen und Diskurse freilegt und, zumindest indirekt, sichtbar macht, die bestimmte Objekte für die Gesellschaft zu Kunstwerken macht. Für diese andere Moderne ist die Frage nicht mehr “Was ist die…