Ein unbekanntes Ereignis ist zu spüren
Ein Gespräch mit Jürgen Bordanowicz von Doris von Drathen
DvD:Ihre Zeichnungen und Bilder wirken wie Notierungen aus einer Gedankenwelt. Da ist etwa diese Schattenfigur – ihr gegenüber eine ornamentale Schattenranke. Es sieht aus, als speise einerseits die Figur das Ornament mit ihrem Atem, andererseits als fließe ein Impuls aus dieser Pflanze zurück – was sind das für Kreisläufe, die Sie untersuchen?
JB:Ich habe den Eindruck von meinem Leben her, daß alles irgendwo in sich Beziehungen bildet und aufnimmt, alle Erscheinungen, Eindrücke, Empfindungen, Denkvorgänge, physisch körperhafte und sonstige Objekte, räumliche Ereignisse, Farben – alles, was man überhaupt aufnehmen kann, bildet einen Zusammenhang, den ich aber nicht kenne, denn der ist undurchdringlich, ich kann ihn nur spüren oder ahnen; meine ganze Arbeit besteht darin, diese verschiedenen Seiten der Wirklichkeit, die ich spüre oder denken kann, mir vorstelle, daß ich all diese Elemente in Beziehung zueinander setze. Möglichst viele – ich konzentriere mich nie auf nur ein Motiv, oder auf eine Erfahrung, sondern ich breite möglichst alles aus. Ich gehe von einer möglichst breiten Ebene aus und von der fange ich dann an, etwas zusammenzuziehen. Dabei interessiert mich ein Erfahrungsweg, den ich noch nicht kenne; wenn ich ein Motiv bearbeitet habe, etwa einen Kopf, und ich habe das Gefühl, das kann jetzt so bleiben, dann habe ich keine Grund, das hundertmal zu wiederholen, das wäre ja ein Verlust an Lebenszeit.
Die Zusammenhänge des Lebens will ich erforschen, mein eigenes Leben will ich dabei entdecken, dem Geheimnis auf die Spur kommen. Dabei…